Die Tschechische Republik wird aus der internationalen Weltraum-Telekommunikationsorganisation Intersputnik austreten, der die damalige Tschechoslowakei in den 1970er-Jahren zusammen mit acht weiteren kommunistischen Staaten beigetreten war. Der Austritt wurde von der Regierung in einer Sitzung des Ministerrates am 13. Februar auf Vorschlag des Industrie- und Handelsministeriums und des Außenministeriums beschlossen. Dieser Schritt ist auf geopolitische Gründe nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine zurückzuführen, so die Regierung.
Logo der Organisation
Bild: Intersputnik
Intersputnik wurde durch ein Abkommen zwischen den Regierungen von Bulgarien, der Tschechoslowakei, Kuba, Ungarn, der Mongolei, der DDR, Polen, Rumänien und der Sowjetunion gegründet. Ziel war der Aufbau eines internationalen Satellitensystems und die Nutzung seiner Kommunikationssatelliten, das auch heute noch in Betrieb ist. Intersputnik betreibt und entwickelt in erster Linie Kommunikationssysteme, die auf den Prinzipien der Satellitenkommunikation beruhen, insbesondere für internationale Rundfunk- und Fernsehübertragungen, Daten- und Telefonübertragungen oder für die Erbringung anderer Telekommunikationsdienste.
Seit 1974 schickten ihre Mitgliedsstaaten etwa eine Tonne Satelliten, Molnija ("Blitz") genannt, in die Erdumlaufbahn. Daraus entstand das Orbit-Netz: 45 Molnija-1-Satelliten, 17 Molnija-2-Satelliten und 12 Molnija-3-Satelliten wurden zwischen bis 1979 gestartet.
In der Tschechischen Republik ist das Intersputnik-Programm mit dem Satellitenkommunikationszentrum Měšetice im mittelböhmischen Bezirk Příbram in der Mittelböhmischen Region verbunden. Die dortige 12-Meter-Antenne empfing Satellitensignale, und das Bodenzentrum sorgte für internationale Fernsehübertragungen und Telefonverbindungen, zu denen später auch die Datenübertragung hinzukam. Nach der Samtenen Revolution wurde das Zentrum modernisiert und ist auch heute noch in Betrieb. Es wurden größere Antennen installiert, die nicht mehr nur das Signal der sowjetischen Satelliten überwachen, sondern auch von einem privaten Betreiber genutzt werden.
Allerdings nutzt Tschechien heute vornehmlich die Mitgliedschaft in anderen internationalen Organisationen, die sich mit der Telekommunikation im Weltraum befassen, wie der Europäischen Fernmeldesatellitenorganisation Eutelsat, der Internationalen Organisation ITSO oder der Internationalen Fernmeldeunion ITU.
"Aus der Sicht eines kleineren Staates, zu dem auch die Tschechische Republik gehört, ist es sinnvoll, die finanziellen und personellen Ressourcen auf eine aktive Beteiligung nur in den wichtigsten internationalen Organisationen zu konzentrieren, die im Bereich der Weltraumtelekommunikation tätig sind, was diese Organisation (Intersputnik, Anm.) derzeit nicht ist", steht in der Begründung des Regierungsbeschlusses. Die Tschechische Republik möchte der Organisation aus geopolitischen Gründen nicht angehören, da sie als russisch wahrgenommen wird, ihren Sitz in Moskau hat und ihre Aktivitäten durch die russische Aggression gegen die Ukraine beeinflusst wurden, so die Behörden.
Zur Zeit sind 25 Staaten Mitglieder der Organisation, neben Russland auch die Ungarn, Indien, Afghanistan, Nordkorea, Somalia und Syrien. Der Organisation gehören auch noch die Ukraine und Polen an, die aber ähnlich wie Tschechien an einen Austritt beabsichtigen. Deutschland als Nachfolgestaat der DDR hat den Austritt bereits vollzogen. Intersputnik ist außerdem seit 2022 von den westlichen Sanktionen gegen Russland stark betroffen.
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