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01 Aug
Foto mit "weißem Pulver in Linien" - Brünner Bürgermeisterin lässt Rücktrittsfrage offen

Was als typische Sommerlochgeschichte begann, könnte für die Brünner Bürgermeisterin Markéta Vaňková (ODS) weitreichende Konsequenzen haben. In den letzten Tagen kursierte ein Foto aus alten Zeiten in den sozialen Medien, das Vaňková und ihren Parteikollegen Robert Kerndl vor einem Smartphone zeigen soll, auf dessen Oberfläche ein weißes Pulver in Linien zu sehen ist. Die Bürgermeisterin sprach zunächst von einer Fotomontage, räumte später aber ein, dass das Bild "echt sein könnte". Anlass zum Rücktritt sei das aus ihrer Sicht keiner, sollten aber ihre Kolleginnen und Kollegen im Rathaus gegenteiliger Ansicht sein, so werde sie zurücktreten, sagte sie gegenüber TV Nova.

Markéta Vaňková, seit 2018 Bürgermeisterin von Brünn

Bild: marketavankova.cz 

Die Bürgermeisterin räumte ein, dass das Foto von einem nächtlichen Treffen mit jungen Leuten in Brünn vor einigen Jahren stammen könnte. Sie kann sich jedoch nicht daran erinnern, was genau passiert ist. Das Bild zeigt Vaňková und Kerndl mit einer anderen Person, die ihre Hände ausstreckt, offenbar mit einer Papierrolle und einem Smartphone mit weißem Pulver in Linien auf der Oberfläche. Matěj Hollan, Oppositionsabgeordneter für die Grünen (SZ) im Brünner Rathaus, teilte das Foto im Internet. "Ich habe es einfach geteilt", sagte er gegenüber dem Nachrichtenserver Blesk.cz. Hollan ergänzte, er wisse nicht, ob das Foto echt ist und wer der Urheber ist.

Bürgermeisterin Vaňková sagte gegenüber TV Nova, das Foto könnte von einem Treffen mit zufälligen Bekanntschaften im Zentrum von Brünn vor zwei oder drei Jahren stammen. "Wir waren auf einer gesellschaftlichen Veranstaltung, die bis in die Nacht dauerte, und als wir zurückkehrten, trafen wir im Zentrum auf eine Gruppe junger, fröhlicher Menschen, mit denen wir ins Gespräch kamen und einige Dutzend Minuten mit ihnen verbrachten", sagte sie dem Fernsehsender. Sie kann sich jedoch nicht daran erinnern, ob das, was auf dem Foto zu sehen ist, damals passiert ist.

Vaňková weiß nicht, welche Substanz auf dem Foto zu sehen ist. Auf die Frage, ob sie jemals harte Drogen wie Kokain probiert habe, antwortete sie auf Nova: "Ich bin ein ziemlich geselliger Mensch, ich gehe zu verschiedenen gesellschaftlichen Veranstaltungen, ich bewege mich in verschiedenen Kreisen, ich habe viele Freunde unter den Künstlern, und natürlich gibt es Gelegenheiten, bei denen man auf Möglichkeiten stößt, auch andere Substanzen zu nehmen. Aber wie gesagt, wenn ich mit Freunden zusammen bin, wenn ich mich amüsieren oder irgendwie entspannen will, dann nehme ich Wein, Bier, vielleicht ein paar Mischgetränke und, ich gebe zu, vielleicht auch etwas mit HHC."

Vaňková selbst sieht keinen Grund, im Zusammenhang mit dem Bild zurückzutreten. "Wenn meine Kollegen im Brünner Rathaus zu dem Schluss kommen, dass dieses Foto oder die von mir beschriebene Situation ein Grund für mich ist, als Bürgermeisterin zurückzutreten, werde ich das tun", sagte sie auf die Frage von Nova, ob sie Konsequenzen ziehen würde, wenn sich das Foto als authentisch herausstellen sollte.

"Wir müssen das mit unseren Kollegen besprechen und auch mit der Bürgermeisterin klären. "Sie kann ihre Freizeit so verbringen, wie sie es für richtig hält, und wir sind die letzten, die jemanden dafür zur Rechenschaft ziehen würden. Aber ich bin überrascht. Ich dachte, es sei eine Fotomontage", kommentierte die Oppositionsabgeordnete Monika Lukášová Spilková von den Piraten.

ODS stärkt Vaňková den Rücken

Die Führung der Bürgerdemokraten (ODS) hat sich hinter die Brünner Bürgermeisterin gestellt und wird sie nicht zum Rücktritt auffordern. Im Gegenteil, sie nennen das Foto von ihr mit einem weißen, kokainähnlichen Pulver ein "Sommergewitter" und stellen die Aktion ethisch in Frage. "Ich werde sie sicher nicht zu irgendetwas auffordern. Ich glaube nicht einmal, dass ich eine polizeiliche Untersuchung zu dem verlangen sollte, was vor drei Jahren nachts in Brünn geschah, als offenbar niemand verletzt wurde und die Akteure gelacht haben", antwortete der EU-Abgeordnete und ODS-Vizeparteichef Alexandr Vondra, auf eine Frage des Onlineportals novinky.cz.

Auch Marek Benda, Fraktionsvorsitzender der ODS im Parlament, äußerte sich gegenüber novinky.cz ähnlich. "Es ist, was es ist. Ich halte den ganzen Fall für einen völlig unnötigen Sommersturm im Wasserglas. Bürgermeisterin Vaňková hat meine Unterstützung", so Benda. Auch ODS-Senator Zdeněk Nytra unterstützte seine Parteikollegin, räumte aber ein: "Ins Familienalbum gehört so ein Foto aber nicht."


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