Die Bedingungen in der tschechischen verarbeitenden Industrie haben sich im September erneut verschlechtert. Die aktuelle Abschwächung des Sektors hält bereits seit Juni 2022 an. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel von 46,7 Punkten im August auf 46 Punkte, teilte S&P Global mit. Ein Wert von 50 wird als neutral, ein Wert von über 50 Punkten als eine steigende und ein Wert von unter 50 Punkten als eine rückläufige Industrieproduktion angesehen.
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"Während die Konjunkturumfrage des tschechischen Statistikamtes (ČSÚ) im September eine Verbesserung der Stimmung im Industriesektor signalisierte, zeigt der Einkaufsmanagerindex das Gegenteil. Auch wir sind eher skeptisch, vor allem wegen der anhaltenden schlechten Nachrichten aus Deutschland", so Cyrrus-Analyst Vít Hradil gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK. Ihm zufolge wird sich die seit mehr als zwei Jahren währende Abkühlung anhalten und sich wahrscheinlich fortsetzen. Die Hoffnungen auf eine bessere Jahresbilanz werden sich laut Hradil vermutlich nicht erfüllen.
Zusätzliche Belastungen und ein flauer europäischer Markt bremsen die Investitionen
Das Produktionsvolumen des verarbeitenden Gewerbes ging im September weiter zurück, was die Unternehmen häufig auf die schwache Nachfrage zurückführten. Laut S&P Global lag der Rückgang jedoch unter dem Durchschnitt des aktuellen Trends. Die tschechischen Hersteller hatten auch mit längeren Lieferfristen und einem allgemeinen Anstieg der Betriebskosten aufgrund begrenzter Verfügbarkeit und steigender Transportkosten zu kämpfen. Sie reagierten darauf mit der Verteuerung von Fertigwaren.
"Das tschechische verarbeitende Gewerbe hat weiterhin mit viel Gegenwind zu kämpfen. Die Leistung der heimischen Industrie wird durch die allgemein schwachen Bedingungen in Europa und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen erheblich eingeschränkt", sagte Joe Hayes, Chefökonom bei S&P Global. Als Reaktion auf die schwache Nachfrage sei die Beschäftigung in der tschechischen Industrie schneller zurückgegangen als erwartet. Gleichzeitig wirkten sich Lieferprobleme auf das verarbeitende Gewerbe aus, wie beispielsweise Streiks in deutschen Häfen, die zu längeren Lieferzeiten aus Asien führten, fügte er hinzu.
Kleine Lichtblicke am finsteren Himmel
Die PMI-Daten für September lieferten jedoch auch einige kleine positive Aspekte, sagte Hayes. Der Rückgang bei den neuen Exportaufträgen blieb auf dem Niveau vom August und war damit zum zweiten Mal seit April 2022 so stabil wie nie zuvor. Das Vertrauen der Unternehmen hat sich zwar abgeschwächt, aber die Zahl der Optimisten überwiegt immer noch.
Die Wirtschaftskrise in Deutschland und hausgemachte Probleme beschleunigen den Rückgang
"Die europäische Nachfrage bleibt schwach, wobei insbesondere die deutsche Industrie unterdurchschnittlich abschneidet. Außerdem sind die Probleme eher strukturell, als konjunkturell bedingt und hängen vor allem mit der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zusammen. Sie wurde durch die Energiekrise, höhere Inputpreise, Veränderungen in der Automobilindustrie, die Umstellung auf eine umweltfreundlichere Produktion und den raschen Lohnanstieg in Mitleidenschaft gezogen", sagte Jana Steckerová, Analystin bei der Komerční banka. Ihrer Schätzung zufolge wird die Produktion der tschechischen Industrie in diesem Jahr real um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen.
Was das Wachstum in den nächsten 12 Monaten betrifft, so zeigten sich die Unternehmen trotz der schwierigen Bedingungen im September zuversichtlich und hoffen auf eine Zunahme der Geschäftstätigkeit. Allerdings war die positive Stimmung so schwach wie seit Februar nicht mehr.
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