Die scheidende Staatspräsidentin der Slowakei, Zuzana Čaputová, besuchte am 18. März auf Einladung der Václav-Havel-Bibliothek Prag. Die Präsidentin traf dabei mit ihrem Amtskollegen Petr Pavel und mit Premier Petr Fiala (ODS) zusammen. Der Prag-Besuch war im Vorfeld überschattet vom tiefen Zerwürfnis zwischen Fiala und dem linkspopulistischen Premier der Slowakei, Robert Fico. Die tschechische Regierung hat die Tradition der gemeinsamen Kabinettssitzungen ausgesetzt, nachdem sich der slowakische Außenminister Juraj Blanár mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow getroffen hat.
Die beiden Staatsoberhäupter Čaputová und Pavel
Bild: Kancelária prezidenta SR
"Hier Havel, hört ihr mich?" - diesen Titel trägt der neueste Dokumentarfilm von Regisseur Petr Jančárek über das Leben Václav Havels und seiner Weggefährten. Čaputová verfolgte gemeinsam mit Pavel die Premierenvorführung auf der Prager Burg. Regisseur Jančárek rückt den Dissidenten und ersten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei nach dem Ende der kommunistischen Ära in seinen bekannten, aber auch bisher der Öffentlichkeit verborgenen Positionen wieder ins Rampenlicht. Der Film basiert auf bislang noch nie veröffentlichtem Material, das in den letzten Lebensjahren Havels gedreht wurde, und kommt zu einer Zeit in die Kinos, in der Havels Botschaft und seine Betonung der individuellen Freiheit in der Gesellschaft immer stärker auf Resonanz stoßen. Die slowakische Präsidentin lobte im Anschluss an die Premiere den Film: "Er ist natürlich eine Quelle großer Inspiration für mich, wenn es um den Aufbau und die Verteidigung der Demokratie geht, aber auch wenn es darum geht, an ihr teilzuhaben, an der Demokratie teilzuhaben", sagte sie über Havel.
Im Angesicht der politischen Eiszeit, die seit einigen Wochen zwischen den Regierungen der Tschechischen und der Slowakischen Republik herrscht, betonte Pavel, dass er sehr froh sei, dass Čaputová nach Prag gekommen ist, und dass sie hier stets willkommen sei. "Was immer wir heute über die Qualität der tschechisch-slowakischen Beziehungen hören, sollte mit Vorsicht genossen werden", sagte er. Die Beziehungen seien gut und würden auch in Zukunft gut sein, und wenn die Regierungen in einer außenpolitischen Frage nicht einer Meinung seien, bedeute dies nicht, dass die Beziehungen abgebrochen seien.
Čaputová sagte am Ende ihres Besuchs, dass die Beziehungen auf allen Ebenen außerhalb der Regierungen stark und freundlich seien. "Es gibt einige wichtige Unterschiede, sogar Wertunterschiede, wenn es um die Außenpolitik geht. Das hat Premier Fiala mitgeteilt. Ich muss sagen, dass ich seine Argumentation verstehe. Ich halte einige der Äußerungen von Vertretern der slowakischen Regierung für unglücklich", sagte die Präsidentin. Wenn etwa einige Regierungsvertreter davon sprechen, dass die Europäische Union versuche, "in der Ukraine Slawen zu töten oder zu liquidieren", so sei es ihrer Meinung nach "logisch, dass dies eine Art der Reaktion hervorruft", sagte sie.
Sie fügte hinzu, dass der aktuelle Prag-Aufenthalt nicht ihr letzter Besuch als slowakische Präsidentin im Nachbarland sein werde. Sie plane, noch vor Ende ihrer Amtszeit, die bis Juni dauert, erneut in die Tschechische Republik zu reisen. Weiters nutzte sie die Gelegenheit, die in Tschechien lebenden Slowakinnen und Slowaken aufzurufen, reichlich an den kommenden Sonntag stattfindenden Präsidentschaftswahlen teilzunehmen.
Čaputová suchte während ihres Aufenthaltes auch jenes Fakultätsgebäude der Prager Karlsuniversität auf, wo es vergangenes Jahr kurz vor Weihnachten zu einem grauenhaften Amoklauf gekommen ist. "Ich bin gekommen, um den Hinterbliebenen mein aufrichtiges Beileid zu bekunden und allen von dieser Tragödie Betroffenen meine Anteilnahme auszusprechen. Wie es unter Angehörigen üblich ist, haben wir in der Slowakei die Tragödie und den Schmerz gemeinsam mit Ihnen erlebt, so wie wir auch die Freude mit Ihnen erleben. Ich wünsche mir sehr für unsere beiden Nationen, dass es uns zunehmend gelingt, Hass durch Respekt zu ersetzen", sagte sie.
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