Die Finalisten für den Wettbewerb "Kulturhauptstadt Europas 2028" sind die Städte Braunau (Broumov, Bezirk Náchod) und Budweis (České Budějovice), teilte die Vorsitzende der internationalen Jury, Else Christensen-Redzepovic, am 14. Oktober in Prag mit. Auch Brünn (Brno) und Reichenberg (Liberec) haben eingereicht, fielen aber bereits durch. Der Gewinner wird im nächsten Jahr ermittelt.
Sie südböhmische Hauptstadt Budweis hat gute Chancen, 2028 Kulturhauptstadt Europas zu werden
Bild: 123site/Max Böhme/Unsplash
Nach Prag im Jahr 2000 und Pilsen im Jahr 2015 wird 2028 zum dritten Mal eine tschechische Stadt den Titel "Kulturhauptstadt Europas" tragen. Im nationalen Wettbewerb setzten sich der Favorit Budweis, aber auch der Außenseiter, das ostböhmische Städtchen Braunau, durch, während die Riesengebirgsstadt Reichenberg und die mährische Metropole Brünn bereits im Vorfeld ausgeschieden sind.
"Der Titel 'Kulturhauptstadt Europas' bringt ein außerordentliches BIP-Wachstum von durchschnittlich 4,5 Prozent pro Kopf der Bevölkerung. Die Wirkung beginnt zwei Jahre vor dem eigentlichen Beginn des Kulturjahres und hält bis zu fünf Jahre nach dessen Ende an. Die Wirtschaft wird durch Investitionen in die Infrastruktur, in das Programm selbst, aber vor allem durch den Zustrom in- und ausländischer Touristen angekurbelt", sagte Jan Herget, Direktor der staatlichen Agentur CzechTourism, bei der Präsentation der beiden Finalisten.
Dass Brünn, die zweitgrößte Stadt des Landes, und einzige Bewerberin des Mährischen Landesteiles nicht in die engere Auswahl kam, dafür aber das 7.000-Einwohner-Städtchen Broumov, sorgte für Verwunderung. Dementsprechend überrascht und erfreut zeigte sich Marie Silondi, Koordinatorin der Kandidatur von Broumov, über die Nominierung.
Braunau / Broumov mit dem Benediktinerkloster
Bild: CzechTourism
"Es war eine große Herausforderung, denn uns wurde von Anfang an gesagt, dass wir die Außenseiter des gesamten Wettbewerbs sind, da die Stadt Broumov der kleinste Kandidat in der gesamten Geschichte der Kulturhauptstädte ist", sagte Silondi nach der Bekanntgabe. "Es gab zwei Lager: Die einen sagten, wir könnten es nicht schaffen, weil unsere Stadt so klein ist, und die anderen unterstützten uns, weil sie die enormen Chancen für die Region um Broumov erkannt haben", sagte sie.
"Die Hauptidee des Projekts ist die kreative Pilgerreise, die Pilgerreise durch Geist und Zeit, eine Lebensweise, die wir als Kulturhauptstadt Europas leben wollen", sagte Silondi. In den nächsten sechs Monaten müssen die Bewerbungskoordinatoren ihre Anträge in weiteren Kriterien ausarbeiten. "Es ist eine große Genugtuung für uns, dass wir den Zuschlag erhalten haben, und wir sehen dies als eine Botschaft an andere kleine europäische Städte", fügte Silondi hinzu.
Freude und Zuversicht herrschte auch in Budweis. Die Stadt ist nicht zuletzt wegen ihres Bieres in ganz Europa bekannt. Die südböhmische Bewerbungskoordinatorin Anna Hořejší sah nach der Jury-Entscheidung ihr Konzept einer nachhaltigen Kulturhauptstadt-Saison bestätigt.
"Für uns ist es ein fantastisches Signal, dass die Richtung, die wir eingeschlagen haben, nicht nur für uns relevant ist, sondern auch für die Richtung, in die Europa gehen will. Unser Projekt ist sehr stark auf die Zusammenarbeit mit den Bewohnern der Stadt ausgerichtet", sagte Hořejší. "Die Tatsache, dass wir in die zweite Runde kommen, ist für uns eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir sind sehr glücklich, dass Broumov auch im Finale ist. Wir haben uns bereits während der Kandidatur zu einigen Projekten beraten und uns gegenseitig unterstützt, weil wir eine gemeinsame Energie spüren", fügte sie hinzu.
Enttäuschung in den ausgeschiedenen Großstädten
"Wir sind sehr enttäuscht, weil wir denken, dass wir ein sehr gutes und innovatives Projekt hatten. Aber es ist ein Wettbewerb, und andere Städte waren erfolgreicher", sagte der Brünner Kulturstadtrat Marek Fišer (Piraten) im Namen der mährischen Metropole.
Auch im Norden der Republik hatte man wenig Verständnis für die Jury-Entscheidung. "Wir sind natürlich enttäuscht. Wir haben drei Jahre Arbeit hinter uns und wir haben geglaubt, dass alle vier Bewerberstädte eine Chance bekommen würden, aber die Jury hat eben so entschieden", sagte Ivan Langr, Vizebürgermeister und Kulturstadtrat von Liberec.
Er fügte hinzu, dass die Einzelheiten der Entscheidung und ein Bericht über die Stärken und Schwächen des Projekts innerhalb von zwei Monaten an die Stadt Liberec übermittelt werden. "Die Kulturstrategie für 2022 bis 2029 ist nach wie vor gültig, und die darin gesetzten Ziele werden natürlich trotzdem erfüllt werden. Die ECC (European Capital of Culture, Anm.) hätte ein Instrument sein können, um all dies zu intensivieren und zu beschleunigen", sagte Langr.
Nach 2000 und 2015 wird es 2028 wieder eine Stadt aus Tschechien als Kulturhauptstadt Europas geben. Budweis oder Braunau wird den Titel gemeinsam mit einer französischen Stadt, die noch zu ermitteln ist, tragen.
Kandidatenseiten und Konzepte:
Budweis: https://www.budejovice2028.eu/en
Braunau: https://www.broumov2028.cz/