Ukrainer, Filipinos und Mongolen. Zehntausende von ihnen werden ab Januar in tschechischen Unternehmen arbeiten. Im Regierungsprogramm ist vorgesehen, die Quoten für ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Drittstaaten zu erhöhen. Die Maßnahme soll dazu beitragen, den Mangel an Arbeitskräften in der Tschechischen Republik zu lindern.
Bild: 123site/Pixabay
Die tschechische Wirtschaft leidet unter einem Mangel an Arbeitskräften in vielen Schlüsselsektoren. Nicht nur in Industriebetrieben, Transportunternehmen, auf Baustellen, im Gesundheitswesen und in der Gastronomie - in fast allen Sektoren sucht man derzeit händeringend nach Arbeitskräften.
Eine aktuelle Umfrage des Wirtschaftsportals SZ Byznys unter Topmanagern tschechischer Unternehmen zeigt, dass der Mangel an Mitarbeitern für sie das Problem Nummer eins ist. Dadurch werde das Wachstum der Unternehmen behindert, die Produktion verteuert und ihre Wettbewerbsfähigkeit verringert. Und dem Staat entgehen Milliarden von Kronen an Steuern und Abgaben, die diese Menschen von ihrem Lohn bezahlt hätten.
"Wenn wir keine Ukrainer, Filipinos und Vietnamesen hätten, würden wir dicht machen", sagte beispielsweise David Bednář, Direktor des Geflügelwerks in Klatovy (Klattau), des zweitgrößten Fleischverarbeiters in der Tschechischen Republik, gegenüber Seznam zprávy. Einige landwirtschaftliche Betriebe beschäftigen fast nur noch Filipinos; Tschechen seien großteils nicht daran interessiert, diese Arbeiten zu übernehmen. "Es gibt keine Elektriker, Buchhalter, Maschinisten, Maler und andere Berufe auf dem Markt. Die Regierungen haben versagt, weil sie den Markt nicht für ausländische Arbeitskräfte freigegeben haben", ergänzte Kvido Štěpánek, Inhaber von Isolit-Bravo, einem Unternehmen, das Komponenten für Automobilhersteller liefert.
Ein Plan zur Verbesserung der Situation ist laut Regierung bereits auf den Weg gebracht worden. Es wurden mehrere Programme zur Förderung der Zuwanderung aus Drittländern genehmigt. Zusammen werden sie im nächsten Jahr 20 000 Fachkräften den Weg in tschechische Unternehmen ebnen, vor allem aus der Ukraine, den Philippinen und der Mongolei, in geringerem Maße auch aus Moldawien, Georgien und Bosnien und Herzegowina. Darüber hinaus erwartet das Kabinett, dass der hungrige Arbeitsmarkt im nächsten Jahr durch weitere 20.000 ukrainische Flüchtlinge angekurbelt werden wird. Insgesamt also 40 Tausend Menschen.
"Das ist natürlich immer noch zu wenig, und die strategische Änderung wird erst mit dem neuen Ausländergesetz und der Digitalisierung des gesamten Bewerbungssystems kommen, an der gearbeitet wird. Leider stößt der Anstieg an die Grenzen dessen, was die Botschaften bewältigen können. Wir hoffen, dass ihre Kapazitäten allmählich steigen werden", sagte Tomáš Prouza, Berater des Industrie- und Handelsministers Jozef Síkela und Vorsitzender des Verbandes für Handel und Tourismus (SOCR), über den Plan der Regierung.
Die Mehrzahl der Unternehmer meinte in der Umfrage, dass dies zwar ein Schritt in die richtige Richtung sei, aber bei weitem nicht ausreicht. Aus Informationen von diversen Wirtschaftsverbänden geht hervor, dass die tschechischen Unternehmen einen weitaus größeren Bedarf haben. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Nach Angaben der Gewerkschaften fehlen im Baugewerbe schätzungsweise 60.000 Arbeitskräfte, im Verkehrssektor bis zu 28.000 Berufskraftfahrer und im Gesundheitssektor 10-12.000 Krankenschwestern und -pfleger. Im Gaststättengewerbe benötigt man etwa 10.000 Köche, Kellner und Hilfskräfte. Und in der Landwirtschaft acht- bis neuntausend Arbeitnehmer. Und so könnte man die Liste für alle Sektoren fortsetzen.
Quellen: SZ Byznys, Seznam zprávy
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