Vor genau 20 Jahren ist die Tschechische Republik gemeinsam mit neun weiteren Staaten der Europäischen Union beigetreten. Die tschechische Regierung beging das Jubiläum gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit einem Festkonzert im Prager Rudolfinum. Die höchste EU-Politikerin lobte bei dieser Gelegenheit die Unterstützung der Tschechischen Republik für die Ukraine. Premier Petr Fiala (ODS) sagte, die EU funktioniere besser, wenn sie unter Druck stehe, in Krisenzeiten. Er verwies auf die russische Bedrohung und den Druck des globalen wirtschaftlichen Wettbewerbs.
Ursula von der Leyen und Petr Fiala vor der Büste von Tomáš Garrigue Masaryk
Bild: Facebook/Petr Fiala
"Jahrzehntelang hielt der Eiserne Vorhang uns alle auf unserer Seite, aber die Samtene Revolution brachte Sie zurück nach Europa", erinnerte von der Leyen die Zuhörer, begrüßte sie auf Tschechisch und erwähnte den ehemaligen Dissidenten und Präsidenten Václav Havel. Sie wolle nicht in Erinnerung rufen, was 20 Jahre EU-Mitgliedschaft für die Tschechische Republik bedeutet hätten. "Man sieht es jeden Tag. Sie ziehen Touristen aus der ganzen Welt an, Investoren aus ganz Europa und Sie exportieren fünfmal mehr als vor 20 Jahren", sagte sie.
Europa habe die Tschechische Republik gestärkt, und die Tschechische Republik wiederum habe Europa gestärkt, das durch den Kampf für die Freiheit inspiriert worden sei, so die Kommissionspräsidentin. "Ich möchte dem tschechischen Volk für seinen Beitrag zur Gestaltung unserer heutigen Union danken", sagte von der Leyen.
Beim Thema Ukraine wurde die EU-Chefin pathetisch: "Sie wurden zu einem der zuverlässigsten Verbündeten der Ukraine, nicht weil es einfach war, sondern weil es richtig war. Sie haben die Initiative zur Beschaffung von Munition angeführt, nicht weil es einfach war, sondern weil es richtig war. Sie haben pro Kopf der Bevölkerung die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, nicht weil es Erfolg versprach, sondern weil es richtig war. Und unter der tschechischen Präsidentschaft ist es uns gelungen, uns vom Joch der russischen Energieerpressung zu befreien, ebenfalls weil es richtig war", sagte sie.
"Die Europäische Union und die NATO, deren 25-jährige Mitgliedschaft wir in diesem Jahr feiern, halten die westlichen Demokratien auf ihre eigene Weise zusammen. Und die Tschechische Republik ist dank ihnen viel stärker und sicherer", sagte Fiala in seiner Rede. Ihm zufolge ist die EU insbesondere in Krisenzeiten trotz der Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in der Lage, zusammenzukommen, sich gegenseitig zu helfen und schnell eine gemeinsame Lösung zu finden. Der Premier verwies auf die russische Bedrohung, bei der es um die Bewahrung von Frieden und Freiheit gehe, und auf den Druck des globalen Wettbewerbs. "Es geht hier um die Fähigkeit der Europäischen Union, eine außergewöhnliche Lebensqualität für ihre Bürger zu erhalten und weiterzuentwickeln, um mit den schnell wachsenden Volkswirtschaften Asiens und Amerikas konkurrieren zu können", sagte er.
Laut Fiala hat die Tschechische Republik bereits vollen Einfluss auf die Aktivitäten der europäischen Institutionen: "Die Europäische Union ist für uns kein 'Die dort' mehr." Er fügte hinzu, dass die Tschechische Republik nicht länger "in einer zweiten Liga" spielen dürfe und sich mit den Besten messen müsse.
Im Rudolfinum führten die Tschechische Philharmonie, Solisten und der Prager Philharmonische Chor unter der Leitung von Semjon Bytschkow Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie in d-Moll mit der abschließenden Ode an die Freude des deutschen Dichters Friedrich Schiller auf, die zur Hymne der Europäischen Union geworden ist.
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