Den Tschechen ist die Freizeit wichtiger als mehr Geld. Ein Problem, mit dem der tschechische Staat schon einige Zeit zu kämpfen hat. Die hohe Anzahl der Frührentner gefährdet das Rentensystem. Aus diesem Grund hat die tschechische Regierung - schlagend ab Oktober - die Bedingungen verschärft. Statt wie bisher 35 Jahre, muss man zukünftig mindestens 40 Jahre gearbeitet haben, um in den Vorruhestand gehen zu können.
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Dazu kommt, dass einige alternative Versicherungszeiten, wie z. B. Studienzeiten, nur noch zu achtzig Prozent angerechnet werden. Ziel der Regierung ist es, die Zahl derjenigen, die vorzeitig in das Rentensystem eintreten, weiter zu reduzieren. "Es ist notwendig, die hohe Zahl der Frührentner zu begrenzen und sicherzustellen, dass diese Option nur in bestimmten Situationen genutzt, aber nicht als Normalfall betrachtet wird", sagte Arbeits- und Sozialminister Marian Jurečka (KDU-ČSL).
Ab Oktober können Personen, die nicht nachweisen können, dass sie vierzig Jahre lang als Arbeitnehmer oder Unternehmer Sozialversicherungsbeiträge gezahlt haben, nicht mehr in Frührente gehen. Wenn jemand beispielsweise bis heute 38 Jahre lang Beiträge gezahlt hat, hat er noch zwei Wochen Zeit, um die aktuelle Regelung in Anspruch zu nehmen. Allerdings muss er in Kauf nehmen, dass die regelmäßige Indexierung im Januar nicht mehr wie bisher den Leistungsanteil seiner Rente erhöht, sondern nur noch den Grundbetrag.
Es handelt sich um weitere Verschärfungen, von denen einige bereits im Vorjahr in Kraft getreten sind. So war es bis Oktober letzten Jahres noch möglich, fünf Jahre vor dem regulären Termin in Rente zu gehen, danach wurde die Obergrenze auf drei Jahre reduziert. Der Staat reagiert damit auf die massive Welle von Vorruhestandsanträgen in den letzten Jahren, die durch mehrere außerordentliche Rentenerhöhungen aufgrund der hohen Inflation ausgelöst wurde. Der Anteil der männlichen und weiblichen Rentner, die vorzeitig in Pension gehen, nimmt kontinuierlich zu. Er hat sich laut der Sozialversicherungsanstalt ČSSZ in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt.
Rund ein Drittel der Rentner im Vorruhestand
Zur Jahresmitte befanden sich 754.400 Männer und Frauen im Vorruhestand, etwa ein Drittel der 2,37 Millionen Altersrentner. Zum Vergleich: im Jahr 2000 bezogen nur 176.000 Menschen eine Vorruhestandsrente, etwa ein Zehntel aller Senioren. Die ČSSZ-Daten zeigen deutlich, dass die Zahlen nach dem Eingreifen der Regierung zu sinken begannen. Während die Verwaltung im Mai oder Juni letzten Jahres bis zu 12.000 Anträge auf vorzeitige Rente pro Monat bearbeiteten musste, waren es in diesem Jahr im gleichen Zeitraum nur noch an die 700.
Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass der Vorruhestand mit einer dauerhaften, lebenslangen Kürzung verbunden ist. Und je früher dieser Schritt unternommen wird, desto deutlicher sind die Einbußen. Nach Angaben der ČSSZ lag die durchschnittliche ordentliche Altersrente im März dieses Jahres bei über 20.600 Kronen, (823 Euro) während die Vorruhestandsrente 19.000 Kronen (760 Euro) betrug. Bei den Männern betrug die Durchschnittsrente 21.900 Kronen (875 Euro), die vorzeitige Rente 20.200 Kronen (807 Euro). Die ordentliche Rente der Frauen betrug durchschnittlich 19.450 Kronen (777 Euro), die vorzeitige Rente 17.850 Kronen (714 Euro).
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