Nach 15 Jahren brisanter außenpolitischer Diskussion wurde am 19. Juli die erste direkte Flugverbindung zwischen der Tschechischen Republik und Taiwan in Betrieb genommen. Das erste Flugzeug der China Airlines kam vor 7 Uhr morgens aus Taiwan an und flog mittags in die entgegengesetzte Richtung ab. Der Jungfernflug nach Prag war fast ausverkauft. Auch bis Oktober sei die Buchungslage der neuen Verbindung gut, so die Fluglinie. Laut Senatspräsident Miloš Vystrčil (ODS) kann die Linie "die Demokratie sowohl in der Tschechischen Republik, als auch in Taiwan fördern".
Ankunft der ersten China Airlines-Maschine auf dem Prager Václav Havel-Airport
Bild: Prague Airport Press Service
Ex-Präsident Miloš Zeman hat in seiner Amtszeit auf ein besonders gutes Verhältnis mit der Volksrepublik China, die Milliardeninvestitionen un der Tschechischen Republik getätigt hat, größten Wert gelegt. Gespräche über engere Wirtschaftsbeziehungen zu Chinas Erzfeind Taiwan waren in dieser Zeit de facto auf Eis gelegt.
Vier Monate nach Zemans Auszug aus der Prager Burg soll mit der Direktverbindung Prag-Taipei ein Zeichen für eine neue Ära gesetzt werden. Tschechien erwartet sich davon Impulse für die bilaterale Wirtschaft und für den Tourismus. Senatspräsident Vystrčil sagte, er erwarte keinerlei negative Reaktionen von Seiten der Volksrepublik. "Wenn es stimmt, was sie immer sagen, dann werden sie das Geschäft niemals behindern", sagte er.
"Taiwan ist ein wichtiger Wirtschaftspartner", erinnerte Filip Šebok, Analyst bei beim Thinktank "Verein für internationale Fragen (AMO)", und erklärte in der politischen TV-Sendung "Události, komentáře", dass die tschechisch-taiwanesischen Beziehungen eine lange Tradition haben, die bis in die Zeit von Präsident Václav Havel zurückreicht, der die Wiederaufnahme Taiwans in die UNO unterstützte. "Ein etwas neuer Trend ist die Stärkung der politischen Zusammenarbeit auf höchster Ebene. Die Frage ist, inwieweit dies von Nutzen sein wird. Dazu gibt es unterschiedliche Ansichten", sagte Šebok und fügte hinzu, dass es noch zu früh sei, den wirtschaftlichen Aspekt zu bewerten.
Nach Ansicht des Chefredakteurs von des Politmagazins Reflex, Vilém Buchert, muss man zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Ebene unterscheiden. "Politische Unterstützung, das ist richtig. Es ist ein unabhängiger, demokratischer Staat, und was China sagt, dass es eine Provinz ist, ist Unsinn. Jeder, der dort gewesen ist, hat das gesehen", sagte Buchert und stellte fest, dass die wirtschaftlichen Vorteile der Partnerschaft eher politische Romantik seien.
"Taiwanesische Geschäftsleute, wie auch chinesische und andere asiatische Manager, sind sehr hart und wählen Investitionsstandorte danach aus, wie profitabel sie sind - nicht nach politischen Gesichtspunkten." In Bezug auf China und seine Investitionen in Europa fügte er hinzu, dass es seit 2016, also während der Präsidentschaft von Miloš Zeman, offensichtlich sei, dass die Chinesen mehr nach Asien oder Afrika und Lateinamerika gingen und nicht nach Europa. "Dieser Trend setzt sich fort", so Buchert.
Zweimal wöchentlich von Prag nach Taipeh
Der Präsident von China Airlines, George Kao, sagte, man sei mit dem bisherigen Ticketverkauf für die neue Strecke zufrieden. Er erwähnte auch, dass nicht nur Taiwanesen, sondern auch Passagiere aus Südkorea, Japan und Vietnam Tickets kaufen. Daher sei die Strecke sehr vielversprechend, so Kao. Er fügte hinzu, dass man in den kommenden Jahren die Zahl der Flüge nach Europa erhöhen wolle, was derzeit durch den Mangel an verfügbaren Flugzeugen behindert werde.
Die neue Direktverbindung wird zweimal wöchentlich angeboten, mittwochs und sonntags ab Prag und dienstags und samstags ab Taipeh. Die Reisezeit beträgt über dreizehn Stunden. Laut der Website der Fluggesellschaft beginnen die Preise für ein Hin- und Rückflugticket bei rund 17.800 Kronen (746 Euro). China Airlines setzt auf dieser Strecke Flugzeuge des Typs Airbus A350-900 ein. Nach Angaben auf der Website der Fluggesellschaft werden insgesamt 306 Sitzplätze zur Verfügung stehen.
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