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14 Oct
Prag sagt ausuferndem Sauftourismus den Kampf an

Die Prager Behörden haben die so genannten "Pub crawls" verboten, d. h. die von spezialisierten Agenturen organisierten Umzüge von lärmenden, betrunkenen Touristen von Kneipe zu Kneipe. Die Gruppen bestehen oft aus Dutzenden von Personen, und stören sowohl die Anrainer, als auch die übrigen Touristen. Prag 1, der Bezirk, der am stärksten von dem Problem betroffen ist, hat die Abschaffung dieser "betreuten Sauftouren" gefordert. Das Unternehmen Prague Pub Crawl, einer der in Verruf geratenen Veranstalter, hat erklärt, dass es sich hierbei lediglich um eine populistische Maßnahme der Stadt handelt, die das Problem des nächtlichen Lärms nicht lösen, sondern eher verschlimmern wird.

Symbolbild: 123site/GettyImages

Der Entwurf einer Verordnung zur Einführung des Verbots wurde vom Stadtparlament angenommen. Er wird in Kraft treten, sobald er im Amtsblatt veröffentlicht wird. Geführte Touren durch Prags Gastronomieeinrichtungen, Kneipen und Bars werden nach wie vor zwischen 6 und 22 Uhr erlaubt sein. Nach Angaben von Vizebürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten) wurde die Verordnung mit Prag 1, der städtischen Tourismusgesellschaft Prague City Tourism und Vertretern der traditionellen Fremdenführer besprochen. , die weiterhin zwischen 6 und 22 Uhr tätig sein können. Tourismusstadtrat Jiří Pospíšil (TOP'09), fügte hinzu, dass die Fremdenführer keine Einwände gegen das Verbot eingebracht hätten.

Die Stadt erwirkte das Verbot durch eine Änderung Marktordnung - einer städtischen Verordnung, die festlegt, an welchen Orten gewerbliche Tätigkeiten ausgeübt werden dürfen. Die genehmigte Änderung verbietet so genannte "Botengänge", unter die Kneipentouren fallen, mit Ausnahme der klassischen Begleitung von Gruppen oder Einzelpersonen mit Dolmetschern in der Zeit zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends.

Der Vorschlag begründet die geplante Maßnahme mit den "Folgen von Kneipentouren für das städtische Leben und die Stadtverwaltung", wie z.B. Störung der Nachtruhe, erhöhter Lärm, Verunreinigung des öffentlichen Raums und die Notwendigkeit, für Sicherheit zu sorgen. "All dies führt zu einem übermäßigen Einsatz kommunaler Dienste wie Stadtreinigung und Stadtpolizei und damit zu einer Belastung des Haushalts und der Personalkapazität der betreffenden Stadtverwaltung", hieß es in der Begründung des Antrags.

Ein weiteres Problem, so die Stadtverwaltung, ist die Schädigung des Rufs von Prag durch die regelmäßige Anwesenheit von Gruppen betrunkener Menschen: "Der unangemessene Alkoholkonsum und das störende Verhalten im Zusammenhang mit Kneipentouren können den Eindruck erwecken, dass es der Gemeinde an Kultiviertheit mangelt, wodurch das Gefühl der Sicherheit verringert wird und die Gegend gemieden wird. Dies kann sich negativ auf die Wahrnehmung durch Touristen, potenzielle Investoren und die Bewohner selbst auswirken", wurde im Dokument festgehalten.

Die Agentur Prague Pub Crawl, die den nun verbotenen Dienst anbietet, kritisierte in ihrer Erklärung das Vorgehen der Stadtverwaltung. Sie behaupten, dass die Kunden eine Mindestzeit im Freien verbringen und von den Fremdenführern nach 22:00 Uhr gewarnt werden, dass die Nachtruhe gilt, und sie sich ruhig verhalten müssen. Wenn sie sich nicht daran halten, werden sie von der Führung ausgeschlossen. Der letzte Umzug ist um Mitternacht, und die Veranstaltung endet um 00:30 Uhr.

"Das größte Problem bei der Störung der Nachtruhe in Prag 1 nach Mitternacht ist die Dlouhá (Lange Gasse in der Prager Altstadt, Anm.) und die Leute, die dort vor den Clubs stehen und bis 3 oder 4 Uhr Lärm auf der Straße machen, Touristen und Einheimische", so das Unternehmen. Dafür sei das Verbot keine Lösung, sondern würde die Situation noch verschlimmern, da "Touristen, die Prag ohnehin wegen des Nachtlebens besuchen, unorganisiert vor den Clubs im Zentrum landen".


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