"Meeting Brno" ist eines der bedeutendsten politischen und kulturellen Festivals zur Aufarbeitung der jüngsten Geschichte in Mitteleuropa. 2023 steht die Auflösung der Tschechoslowakei und die Gründung der Nachfolgestaaten Tschechien und Slowakei zum Jahreswechsel 1992/1993 im Vordergrund. "Gehören wir zusammen?" lautet die zentrale Frage, die die beiden Bruder- bzw. Nachbarstaaten zu beantworten versuchen. Höhepunkt des Festivals ist nach wie vor der traditionelle deutsch-tschechische Versöhnungsmarsch von Pohrlitz / Pohořelice nach Brünn am Samstag, dem 24. Juni, der an die Opfer des Brünner Todesmarsch von 1945 erinnert.
Die Staatsoberhäupter der beiden Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei: Zuzana Čaputová (SK) und Petr Pavel (CZ)
Bild: Facebook/Meeting Brno
Am Eröffnungstag debattierten der tschechische Präsident Petr Pavel und die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová im Garten der Villa Tugendhat, dem Ort, an dem die Regierungschefs der tschechoslowakischen Teilrepubliken, Václav Klaus und Vladimír Mečiar, vor dreißig Jahren die Teilung der Tschechoslowakei besiegelten.
Den Veranstaltern zufolge soll die Diskussion mit dem Titel "Gehören wir zusammen?" eine Gelegenheit, über das Erbe und die Gegenwart der beiden Länder zu reflektieren, bieten. Präsident Petr Pavel und Präsidentin Zuzana Čaputová sprachen über die Bedeutung der Einheit und des gegenseitigen Verständnisses zwischen der Tschechischen und der Slowakischen Republik. Etwa 1 500 Menschen besuchten die Eröffnungsveranstaltung.
Die Auflösung der Tschechoslowakei ist Tatsache, aber das Verhältnis zwischen Tschechien und der Slowakei sei ausgezeichnet, bestätigten beide Staatsoberhäupter. Čaputová sagte, das Inspirierende an der Tschechischen Republik sei ihr größeres Selbstvertrauen, das sich auch in dem "schön selbstbewussten" Slogan "goldene tschechische Hände" zeige. Andererseits fand Pavel, dass die Slowaken oft stolzer auf ihr Land und ihre Herkunft seien als die Tschechen, von denen er sich manchmal mehr Optimismus wünschen würde.
Čaputová bestätigte bei dieser Gelegenheit, dass sie als slowakische Präsidentin nicht mehr für eine zweite Amtszeit kandidieren werde. "Ich habe meine Stärken und Möglichkeiten abgewogen und entschieden, dass es nicht ehrlich wäre, weiterzumachen und dass es besser wäre, wenn die Slowakei von jemandem mit neuen Stärken geführt wird", sagte Čaputová. "Ich habe im Leben nicht immer die einfachsten Wege gewählt. Aber trotzdem bin ich zu dieser Entscheidung gekommen", fügte sie hinzu.
Pavel würdigte seine Amtskollegin. "Ich arbeite sehr gut mit der Präsidentin zusammen, und man trifft nicht viele solche Menschen im Leben. Aber ich verstehe die Gründe, und ich habe nie daran gezweifelt, dass sie ihr Amt mit 100-prozentigem Engagement ausübt", antwortete er.
Der Festival "Meeting Brno" dauert noch bis 2. Juli und bietet eine Fülle an Veranstaltungen aus den bereichen Zeitgeschichte, Kunst, Kultur und Religion.
"Das Festival dient seit jeher als Plattform für die Begegnung von Ideen, künstlerische Inspiration und kulturellen Dialog. Wir sind sehr stolz darauf, die beiden Staatsoberhäupter begrüßen zu dürfen und sind überzeugt, dass ihre Anwesenheit und ihre Diskussionen neue Perspektiven eröffnen und unseren Kulturraum bereichern werden", so Martina Viktorie Kopecká, Präsidentin des Festivals und Pfarrerin der tschechoslowakischen Hussitenkirche.
Das Programm des Festivals kann man auf https://www.meetingbrno.cz/de/ nachlesen, es gibt auch eine Facebook-Seite: https://www.facebook.com/meetingbrno
Das Magazin Powidl ist schon seit einigen Jahren Medienpartner der Veranstaltung.
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