Werden die Pläne verwirklicht, so verschwindet ein Nationales Kulturdenkmal aus der Prager UNESCO-Welterbezone, und das Panorama der Goldenen Stadt Prag mit seinen Moldaubrücken würde nachhaltig leiden. Es geht um die Prager Hochburg-Eisenbahnbrücke (Vyšehradský železniční most), eine 1901 erbaute und mit einer parabolischen Stahlkonstruktion versehene Eisenbahnbrücke, über die die Hauptbahnstrecke zwischen Prag, Pilsen und München führt. Nach der Beurteilung der Bahnverwaltung sei die Brücke durch Korrosion beeinträchtigt. Die Behebung der Schäden sei kostspieliger als ein Neubau. Die Prager Stadtregierung und das Verkehrsministerium haben sich jedoch zum Ziel gesetzt, die alte Brücke zu erhalten.
Die Hochburg-Eisenbahnbrücke (Vyšehradský železniční most) vor dem Komplex der Prager Burg
Bild: 123site/Andre Morales Kalamar/Unsplash
Sie ist vielleicht die wichtigste Eisenbahnbrücke des Landes und, ja, der Zahn der Zeit hat dem über 120-jährigem Bauwerk gehörig zugesetzt. Die von František Prášil, einem tschechischen Ingenieur der späten Habsburger-Ära, entworfene Brücke hat zwei Weltkriege und den Kommunismus überlebt und muss heute mit dichtem Regional-, Fern- und Güterverkehr immer größere Belastungen stemmen.
Die Eisenbahnverwaltung (SŽ) beharrt darauf, dass die Instandsetzung und Instandhaltung der Brücke als vielbefahrene Verkehrsader aufgrund der Korrosion zu kompliziert und zu teuer sei, und schlägt vor, die bestehenden zwei Gleise um eine zusätzliche Strecke zu erweitern und in der Nähe einen neuen Bahnhof zu bauen.
Jan Nevola, Sprecher der SŽ, sagte, eine neue Brücke sei notwendig, da die Renovierung der bestehenden Brücke "unrealistisch" sei. "Der Zustand der Brücke ist so schlecht, dass sie im Grunde nur ein Nachbau wäre, der zu mehr als 60 % aus neuen Teilen bestünde", sagte er. "Gleichzeitig ist dieser Ansatz viel kostspieliger, erlaubt keine Zunahme des Verkehrs und würde die Lebensdauer nur um einige Jahrzehnte verlängern."
Kritiker halten dem entgegen, dass der baufällige Zustand der Brücke darauf zurückzuführen ist, dass die Verwaltung es versäumt hat, der Instandsetzung Priorität einzuräumen, seit die Brücke 2004 den Status eines nationalen Denkmals erhielt.
Die Prager Stadtregierung hat mittels einer Machbarkeitsstudie die Argumente der Eisenbahnverwaltung widerlegt. Die Studie kam zum Schluss, dass der Erhalt der Brücke "technisch machbar" sei und dass das Bauwerk "über eine ausreichende strukturelle Kapazität verfügt, um den künftigen Zugverkehr, einschließlich höherer Zuglasten und höherer Zugfrequenzen, zu tragen".
Der Prager Verkehrsstadtrat Adam Scheinherr macht keinen Hehl daraus, dass ihm der Erhalt der historischen Brücke am Herzen liegt. "Das Wichtigste an der Brücke ist, dass sie zum Panorama von Prag gehört, und die Prager können sich die Stadt ohne sie nicht vorstellen. Wenn man Filme sieht, die in Prag spielen, ist die Eisenbahnbrücke fast immer dabei", sagte er gegenüber dem britischen Guardian.
Auch die nationale Regierung schloss sich der Argumentation der Stadt Prag an. Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) möchte gemeinsam mit Brückeningenieuren und Vertretern der SŽ nach Lösungen suchen, die den Erhalt der ehemaligen "Franz Joseph-Eisenbahnbrücke" garantieren sollen.
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