Web Analytics
13 Nov
Tschechische Haushalte zahlen für halbleere Gasleitungen

Im kommenden Jahr werden in Tschechien die regulierten Höchstbeträge für Erdgas angehoben. Private Haushalte müssen mit einem Anstieg von bis zu fünfzehn Prozent rechnen. Laut Ökonom Lukáš Kovanda ist der Anstieg vor allem auf den vom Staat veranlassten Kauf "halbleerer Gasleitungen" von Net4Gas zurückzuführen. Die Opposition kritisiert das Vorgehen der Energieregulationsbehörde ERÚ und der Regierung auf das Schärfste.

Illustrationsbild: GettyImages

Aus dem Preisvorschlag der ERÚ geht klar hervor, dass die Tschechen bis zu 15 Prozent mehr für die Verteilung von Erdgas zahlen werden. "Zum Beispiel zahlt ein Haushalt in einem Einfamilienhaus mit Gasheizung und einem Verbrauch von 25 bis 45 Megawattstunden Gas pro Jahr derzeit 272,64 Kronen (10.76 Euro) pro Megawattstunde, nächstes Jahr sollen es 313,27 Kronen (12,37 Euro) pro Megawatt sein. Die regulierte Gebühr steigt in der gleichen Größenordnung von 318,89 Kronen (12,59 Euro) auf 366,55 Kronen (14,47 Euro)“, so Lukáš Kovanda, Chefökonom der Trinity Bank.

Tschechische Familien kommen aufgrund staatlicher Fehlinvestition zum Handkuss

Laut Kovanda liegt der Hauptgrund für die Erhöhung der regulierten Zahlungen in der Notwendigkeit, die Kosten von Net4Gas zu decken, die die Tschechische Republik Jahr über das staatliche Unternehmen ČEPS gekauft hat. Der Betreiber tausender Kilometer Gaspipelines, die allerdings weitgehend leer bleiben, wurde trotz einer Verschuldung von über 34 Mrd. CZK (1.3 Mrd. Euro) vom Staat übernommen. "Während die deutschen und kanadischen Eigentümer von Net4Gas seinerzeit noch an Gastransitgebühren verdienten, hat der Staat es inklusive Schulden gekauft, nachdem es nicht mehr profitabel war. Er hat damit Milliarden Kronen für einen hochverschuldetes‚ totes Unternehmen bezahlt", sagte Kovanda. Weiters wies er darauf hin, dass Net4Gas aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 und der Zerstörung der Nord Stream-Gaspipelines im September darauf kaum noch Transitgewinne erzielte. Zusätzlich müssen die Kosten für Wartung und den Betrieb für die halbleeren Gasleitungen abgedeckt werden. Die tschechische Regierung rechtfertigte den Kauf von Net4Gas mit der Begründung, dass sie am Transit von Gas in die Slowakei und nach Österreich verdienen würde. Allerdings gibt es noch kaum Anhaltspunkte dafür.

Ex-Industrieminister Havlíček: "Insgesamt mehr als 40 Mrd. Kronen (1,58 Mrd. Euro, Anm.) für ein defizitäres und überschuldetes Unternehmen auszugeben, ist ein Massaker."

Der ehemalige Minister für Industrie und Handel Karel Havlíček (ANO) sagte, er verstehe die Bemühungen, Gaspiplines zu kaufen. "Aber insgesamt mehr als 40 Milliarden für ein defizitäres und überschuldetes Unternehmen auszugeben, ist ein Massaker. Es bestätigt genau das, was ich behauptet habe. Aufgrund der Inkompetenz des Kabinetts von Petr Fiala (ODS, Anm.) steigen die Energiegebühren erneut. Und das sind keine unerheblichen Beträge, die uns die Regierung aufgehalst hat", schrieb Havlíček auf X.

Quelle: Echo 24


Werbung/Inzerce


POWIDL-Newsletter 

Politik • Wirtschaft • Sport • Reisetipps • Kultur

Deutschsprachige News aus Tschechien alle 14 Tage kostenlos in Ihrer Mailbox!

Jetzt anmelden

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.