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16 Nov
Rekordabflüsse an Dividenden ins Ausland

Die Dividendenabflüsse aus der Tschechischen Republik haben sich im Vergleich zum Vorjahr um einen zweistelligen Milliardenbetrag beschleunigt. "Seit Anfang dieses Jahres beläuft sich der Betrag auf 225,5 Mrd. Kronen (9,2 Mrd. Euro). Für den Zeitraum Januar-September 2021 wurden nach vorläufigen Angaben 146,3 Mrd. Kronen (6 Mrd. Euro) ausgezahlt", erklärte die Sprecherin der Tschechischen Nationalbank (ČNB), Petra Krmelová, gegenüber der Tageszeitung Právo.

Bild: 123site/Pixabay

Krmelová fügte hinzu, dass 2021 die gesamte Auszahlung von Dividenden aus ausländischen Direktinvestitionen 170,8 Mrd. Kronen (7 Mrd. Euro) betrug.

"Die Dividendenzahlungen erreichen in der Regel im dritten Quartal ihren Höhepunkt", so die Sprecherin. Allein im September belief sich das Volumen der ausgeschütteten Gewinne der Unternehmen nach vorläufigen Daten der ČNB auf 52 Milliarden Kronen (2,13 Mrd. Euro).

"Der zunehmende Abfluss von Dividenden in den letzten Monaten könnte unter anderem mit der nachträglichen Auszahlung von Gewinnanteilen des heimischen Bankensektors ab 2019-2020 zusammenhängen, die von der ČNB wegen der Covid-19-Pandemie bis September 2021 begrenzt wurden", sagte Jaromír Gec, Analyst bei der Komerční banka, gegenüber Právo.

Die Sprecherin der Nationalbank äußerte sich nicht zu der Frage, ob die ČNB aufgrund der hohen Geldabflüsse wieder eine Begrenzung der Dividendenausschüttungen der Banken in Erwägung ziehe. 

Die meisten Ökonomen glauben, dass ausländische Eigentümer tschechischer Unternehmen und insbesondere Banken versuchen könnten, die Dividenden rückwirkend auszuzahlen, die sie in der Zeit, als sie sie Staatshilfe in Anspruch nahmen, verloren haben.

Analysten halten sich im Allgemeinen zurück, wenn es um Spekulationen geht, wie beispielsweise, dass die Eigentümer von Banken und einigen ausländischen Energieunternehmen ihre Gewinnausschüttungen aufgrund der bevorstehenden "Windfall Tax" erhöhen könnten.

Wie Jiří Pour, Analyst der UniCredit Bank, hervorhebt, wurden nach vorläufigen Daten der ČNB von Januar bis September 47 Prozent mehr an Dividenden aus der Tschechischen Republik in Form von ausländischen Direktinvestitionen ins Ausland gezahlt, als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

"Der Grund für den höheren Dividendenabfluss sind sowohl die höheren Gewinne der Unternehmen in ausländischem Besitz, die im Vergleich zum Vorjahr um 20,4 Prozent (56,8 Mtd. Kronen / 2,33 Mrd. Euro) gestiegen sind, als auch die niedrigere Quote der reinvestierten Gewinne, die von 41 Prozent auf 28 Prozent gesunken ist", so Pour.

"Die Rate der reinvestierten Gewinne ist auf das Niveau der Jahre vor der Pandemie zurückgekehrt, wahrscheinlich weil die Vorsorgerücklagen, die im Zusammenhang mit der Pandemie notwendig waren, aufgelöst wurden", fügte er hinzu. Für das gesamte letzte Jahr flossen nach revidierten Daten fast 193 Mrd. Kronen (8 Mrd. Euro) an Dividenden und Zinsen ins Ausland, und der Anteil der reinvestierten Gewinne lag bei 45 Prozent.

Nach Angaben der ČNB stieg der Gesamtnettogewinn der Banken und Sparkassen in der Tschechischen Republik in der ersten Hälfte dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 Mrd. CZK (970 Mio. Euro) auf 54,61 Milliarden CZK (2,25 Mrd. Euro). Und er wächst weiterhin steil an, da die Bankhäuser in diesem Jahr hauptsächlich von den relativ hohen Zinsen der ČNB profitiert haben. Aber auch Unternehmen in einigen anderen Sektoren, insbesondere im Energiesektor, verzeichnen in diesem Jahr eine höhere Rentabilität. Außerdem werden von Mobilfunkbetreibern regelmäßig Dividenden in Milliardenhöhe ausgeschüttet.

Daten über Dividendenabflüsse werden in der Leistungsbilanz der Zahlungsbilanz erfasst, die alle Transaktionen der inländischen Wirtschaft mit dem Ausland enthält. Im September schloss die Leistungsbilanz mit einem Defizit von 55,76 Mrd. Kronen (2,2 Mrd. Euro) ab. "Dies ist das zweitgrößte Leistungsbilanzdefizit seit mindestens 2004", kommentierte Gec.

Er wies ferner darauf hin, dass der negative Saldo der gesamten Leistungsbilanz wie schon im Vormonat überwiegend auf den Abfluss von Dividenden aus ausländischen Direktinvestitionen zurückzuführen sei.


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