Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron konnte anlässlich seines Besuchs in Tschechien bereits seinen ersten Abschluss verbuchen. Hintergedanke des Besuchs ist unter anderem die politische Unterstützung der Électricité de France (EDF), die sich mit der südkoreanischen KHNP um den Auftrag des Ausbaus des Atomkraftwerks Dukovany duelliert. Während seines Aufenthalts wurde bereits fixiert, dass künftig die Anreicherung von Uran für Dukovany von der französischen Firma Orano durchgeführt wird. Dies ist die zweite Vereinbarung zwischen ČEZ (České energetické závody) und dem französischen Unternehmen, das auch für die Urananreicherung in Temelín verantwortlich ist.
Emmanuel Macron und Petr Fiala (Vordergrund v.l.n.r.)
Foto: Facebook/Petr Fiala
Orano übernimmt "Job" der Russen
Im vergangenen Jahr beschloss ČEZ als Betreiber der tschechischen Kernkraftwerke, aus Sicherheitsgründen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine Schlüsseldienstleistungen nicht mehr von russischen Unternehmen durchführen zu lassen. Es wurde vereinbart, dass künftig das französchische Unternehmen Orano diese Agenden übernimmt. Der Brennstofflieferant für beide Anlagen wird das US-Unternehmen Westinghouse sein.
"Die Gewinnung eines westlichen Anbieters von Urananreicherungsdienstleistungen für Dukovany ist nicht nur ein wichtiger Schritt für die tschechische Energiewirtschaft, sondern auch für die gesamte Tschechische Republik. Damit wird die Energiesicherheit weiter gestärkt. Die Zusammenarbeit zwischen ČEZ und Orano ist nicht neu, beide Unternehmen arbeiten bereits seit langem in Temelín zusammen. Nun wird Orano seine Dienstleistungen auch auf Dukovany ausweiten.", sagte Daniel Beneš, Vorstandsvorsitzender und CEO der ČEZ-Gruppe. Die Vereinbarung wurde während des Besuchs des französischen Präsidenten Macron bereits unterzeichnet.
Tschechien und Frankreich setzen auf Atomenergie
Premier Petr Fiala (ODS) bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern bei der Entwicklung der Kernenergie als gut. "Die Tschechische Republik und Frankreich betrachten die Kernenergie als ein wichtiges Instrument zur Gewährleistung der Energiesicherheit", sagte er. Sie sei entscheidend für die Verfügbarkeit von Strom, aber auch die Grundlage für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit. Dieses Jahr werde wegen der Ausschreibung für den neuen Block in Dukovany ein entscheidendes Jahr sein, fügte der tschechische Premierminister hinzu.
Die tschechische Regierung hat die Ausschreibung auf vier Blöcke ausgedehnt und erwartet die Angebote im April. Der Vertrag mit dem ausgewählten Auftragnehmer soll Ende 2024 oder Anfang 2025 unterzeichnet werden, und der erste Reaktor 2036 in Betrieb gehen. Fiala begrüßte, dass die EDF aktiv an der Ausschreibung beteiligt ist. "Und dass sie ihr Angebot verbessert und erhebliche Anstrengungen unternimmt, um tschechische Unternehmen in das Projekt einzubeziehen", so Fiala. Ein weiterer Bieter für den Bau des Blocks ist das südkoreanische Unternehmen KHNP.
Nach seinem Treffen mit Fiala besuchte Macron das tschechisch-französische Atomforum. "Wir sind Teil der europäischen Nuklearallianz, die hart daran gearbeitet hat, die Technologieneutralität in den wichtigsten Dokumenten der EU sicherzustellen. Um eine souveräne kohlenstofffreie Strategie zu haben, brauchen wir erneuerbare Energien und Kernenergie", sagte Macron. Fiala ergänzte, dass die Beschleunigung der Entwicklung von kleinen modularen Reaktoren heute in der Strak-Akademie ebenfalls auf dem Tisch liege.
Fiala sagte auch, er und der französische Präsident hätten über die Zusammenarbeit zwischen lokalen Unternehmen bei der Vorbereitung der tschechischen Hochgeschwindigkeitsbahnen gesprochen. "Die Pläne der Tschechischen Republik in diesem Bereich sind ehrgeizig", fügte er hinzu. Die Politiker loteten auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Forschung, Kultur und Landwirtschaft aus.
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