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27 Aug
Erste Troubles rund um den Ausbau des Atomkraftwerks in Dukovany

Wie die Experten bereits vermutet haben, wird der Bau des neuen Atomreaktors in Dukovany nicht reibungslos vonstatten gehen und das vorgegebene Zeitfenster schwer bis gar nicht zu erreichen sein. Nun steht bereits bei der Ausschreibung das erste Ungemach an. Das US-Unternehmen Westinghouse Electric Company hat beim Amt für Wettbewerbsschutz (ÚOHS) Einspruch gegen die Auswahl des koreanischen Unternehmens KHNP als bevorzugter Lieferant für den Bau neuer Kernreaktoren in Dukovany eingelegt. Nach Ansicht von Westinghouse verfügen die Koreaner nicht über die Lizenzen für die angebotene Technologie. Dies geht aus einer Pressemitteilung von Westinghouse an die tschechische Presseagentur ČTK hervor. Laut ČEZ, das Unternehmen das für die Ausschreibung verantwortlich ist, gilt für die Ausschreibung in Dukovany jedoch eine Sicherheitsausnahme, und die Bieter können deren Verlauf nicht vor der Antimonopolbehörde anfechten. 

Bild: ČEZ

Die Regierung hat im Juli beschlossen, in Dukovany zwei neue Kernreaktoren zu bauen. Sie sollen von dem koreanischen Unternehmen KHNP errichtet werden, das sich in einer Ausschreibung durchgesetzt hat, in der sie den Vorzug vor dem französischen Unternehmen EDF bekommen haben. ČEZ verhandelt nun mit den Koreanern über einen Vertrag, der bis Ende März nächsten Jahres unterzeichnet werden soll. Der erste der neuen Reaktoren in Dukovany soll im Jahr 2036 fertig gestellt sein. Ursprünglich war auch Westinghouse im Rennen, aber die Regierung lud das Unternehmen Anfang des Jahres nicht mehr zur nächsten Phase des Wettbewerbs ein. Sie erklärte, das erste US-Angebot habe die Bedingungen nicht erfüllt.

Langjähriger Lizenzstreit könnte das Projekt zeitlich blockieren

"Als Teil der Ausschreibung musste jeder Bieter bestätigen, dass er das Recht hat, die angebotene Nukleartechnologie an ČEZ und lokale Anbieter zu übertragen und Unterlizenzen zu vergeben. Die Reaktorkonzepte APR1000 und APR1400 von KHNP nutzen lizenzierte Westinghouse 80 Generation II Systemtechnologie. Das Unternehmen KHNP ist weder Eigentümer der zugrunde liegenden Technologie, noch hat es das Recht, diese ohne die Zustimmung von Westinghouse in Unterlizenz an Dritte zu vergeben", erklärte das US-Unternehmen. Darüber hinaus würde die Entscheidung für KHNP die Verlagerung Zehntausender Arbeitsplätze von der Tschechischen Republik und den USA nach Korea bedeuten.

Westinghouse bekräftigte außerdem, dass es den Streit zwischen den beiden Unternehmen über die Technologie weiterhin vor einem internationalen Schiedsgericht austragen werde. Nach Angaben des US-Unternehmens wird dessen Entscheidung nicht vor der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erwartet. Dass Westinghouse damit durchkommt ist mehr als fraglich, da die Amerikaner mit einer ähnlichen Klage (Urteil im September 2023) bereits im eigenen Land scheiterten.

ČEZ dementiert und verweist auf unanfechtbare Sicherheitsausnahme

ČEZ ist jedoch der Ansicht, dass die Beschwerde von Westinghouse bei der Wettbewerbsbehörde ungerechtfertigt sei. "Das Ausschreibungsverfahren wird auf der Grundlage einer Sicherheitsausnahme durchgeführt, so dass der Bieter das Ausschreibungsverfahren nicht vor dem Amt für Wettbewerb und Verbraucherschutz anfechten kann", sagte ČEZ-Sprecher Ladislav Kříž gegenüber ČTK.

Während KHNP im Juli erklärte, dass es eine andere Auffassung über das Recht zur Nutzung der Technologie habe, erklärte das Unternehmen, dass es sich an die US-Vorschriften halten werde. Nach der Bekanntgabe des Ausschreibungsergebnisses erklärte ČEZ, es habe von den Koreanern eine Bestätigung über das Eigentum an der Technologie inklusive einer vertragliche Verpflichtung, die auch für den Fall der Fälle eine Entschädigungsklausel beeinhaltet. Egal wie der Streit letztendlich ausgeht, drohen bereits vor dem Start zeitliche Verzögerungen und im schlimmsten Fall wäre eine Neuausschreibung notwendig, die das Projekt um 2-3 Jahre in die Länge ziehen könnte.


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