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18 Sep
Tschechischer Kohlebaron bietet eigenen Direktstrom an

Der zweitgrößte Stromproduzent Tschechiens, Pavel Tykač, umgeht die Börse. In seiner Gruppe wurde ein Handelsunternehmen gegründet, dass Energie aus Tykač-Kraftwerken direkt an Firmenkunden verkaufen wird, berichtet Seznam Zpravy.


Kohlekraftwerk Chvaletice 

Bild: Pechristener - Vlastní dílo  CC BY-SA 3.0

In Tschechien gibt es einen neuen Stromhändler namens Sev.en Industry Supply. Das Unternehmen ist Teil der Sev.en-Gruppe des Milliardärs Pavel Tykač und hat vor Kurzem eine Handelslizenz erhalten. "Unser neugegründete Unternehmen wird sich ausschließlich auf das B2B-Segment konzentrieren, vor allem auf große Industriekunden mit einem jährlichen Stromverbrauch von über fünf Gigawattstunden. Es wird Strom direkt aus dem Produktionsportfolio der Sev.en Energy-Gruppe auf den Markt bringen", kündigte die Sprecherin des Tykač-Imperiums, Gabriela Sáričková Benešová, an.

Die Holding Sev.en Energy in Tschechien produziert Strom in den Kohlekraftwerken Chvaletice und Počerady sowie in den Wärmekraftwerken Kladno und Zlín. Über das neue Handelsunternehmen sollen nach Angaben von SZ Byznys rund drei Terawattstunden Strom pro Jahr gehandelt werden, also etwa ein Viertel der Eigenproduktion der Tykač- Gruppe. Das ist nur ein Bruchteil des Gesamtverbrauchs der Unternehmen in der Tschechischen Republik – es sind etwa 45 Terawattstunden pro Jahr.

"Strategischer Partner für die Umsetzung der Geschäfte ist das Unternehmen Centropol Energy, das über langjährige Erfahrung im Verkauf von Strom und Erdgas an Unternehmen verfügt und in unserem Land führend auf diesem Gebiet ist", fügte Sprecherin Sáričková Benešová hinzu. Centropol stellte auch sein Know-how bei der Gründung der Gesellschaft zur Verfügung.

Die Gründung erfolgte kurz nachdem die Regierung das Angebot von Tykač, ungefähr die gleiche Menge Strom zu staatlichen Preisen aus der Vorkriegszeit zu verkaufen, endgültig abgelehnt hatte. Für den Staat war das Angebot des Kohlebarons nach Angaben des Finanzministeriums nicht vorteilhaft, weil es an anderen Bedingungen geknüpft war, beispielsweise sollte der Staat die Kosten für die Emissionszertifikate für die Erzeugung des gekauften Stroms übernehmen.

Für Sev.En selbst hat der Direktvertrieb von Strom außerhalb der Börse einige Vorteile: Es entfällt die Verpflichtung, die finanzielle Garantie für die Abwicklung zukünftiger Geschäfte, die sogenannte Marge, an der Börse zu hinterlegen. Umtauschgarantien sind aufgrund der Preiserhöhungen der letzten Monate so hoch, dass die Stromversorger diese Kosten nicht decken können und die Staaten um Kredite und Unterstützung bitten, um überhaupt handeln zu können. "Im Moment haben wir etwas weniger als eine halbe Milliarde Euro an der Börse hinterlegt. Dieser Betrag schwankt, eine normale tägliche Schwankung liegt bei etwa 50 Millionen Euro, je nachdem, wie die Tagespreise neu angepasst werden", beschrieb Tykač in einem Interview für SZ Byznys im Juni die Ausgangslage. Auch der größte tschechische Produzent, die teilverstaatliche ČEZ verkauft den Großteil seiner Energie direkt, außerbörslich, über eine eigene Handelsgesellschaft.

Die Kunden von Tykač' Strom können jedoch nicht damit rechnen, dass ihnen ein bilateraler Direktvertrag mit dem Stromerzeuger bessere Preise sichert, aber der Vorteil für sie kann eine bessere Verfügbarkeit von Energie, Stabilität und eine sicherere Zukunftsperspektive sein. Im letzten Jahr ist die Zahl der Anbieter, die Großverbrauchern neue Energieverträge offerieren konnten, jedenfalls rapide zurückgegangen. "Der Großhandelsmarkt ist heute sehr komplex, und selbst wir konnten nicht mehr so liefern wie früher. Da gab es nur zwei Auswege: entweder als Tatsache akzeptieren, dass wir die Nachfrage nicht befriedigen können, oder sich mit jemandem zu verbinden, der Strom produziert“, sagt Jiří Matoušek, Marketingleiter bei Centropol.

Marktexperten gehen davon aus, dass nur wenige große Akteure wie ČEZ, Innogy, Centropol oder direkt an Kraftwerke angeschlossene Händler - wie die neue Sev.en Industry Supply - die Krise in diesem Versorgungssegment überleben werden.

Aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu Standardverträgen sind selbst die Regionen und die großen öffentlichen Auftraggeber, für die die Regierung jetzt eilig einen staatlichen Händler einrichtet, nicht in der Lage, Energie zu kaufen.

Laut Matoušek ist der direkte Handel außerhalb der Börse eine logische Entwicklung, die sowohl für Lieferanten als auch für Kunden von Vorteil ist. Diese Handelsform wird jedoch kaum Auswirkungen auf den Strompreis haben. "Der vorteilhafte Kauf hängt eher mit der Vertragsdauer als mit dem Preis zusammen. Außerdem kauft Sev.en Industry Supply Strom von der Produktionsabteilung des Mutterkonzerns und handelt weiterhin zu Marktpreisen. Und diese werden immer noch von der Börse bestimmt", so der Centropol-Manager.

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