Škoda Auto erwägt den Ausstieg aus dem chinesischen Markt, die Entscheidung fällt im nächsten Jahr. Das berichtet Reuters unter Berufung auf ein Interview der Automobilwoche mit dem Chef des Autobauers, Klaus Zellmer. Laut Zellmer herrscht auf dem chinesischen Markt, der 2021 der viertgrößte für den Automobilhersteller war, ein sehr harter Wettbewerb. Das Unternehmen möchte sich stärker auf den indischen Markt konzentrieren. Der Volkswagen-Konzern, zu dem Škoda Auto gehört, äußerte sich nicht zu den Aussagen, berichtete Reuters.
Bild: Škoda, a.s.
"Der Wettbewerb in China ist sehr groß, wir werden uns überlegen, wie wir mit unseren chinesischen Joint-Venture-Partnern weiter verfahren", sagte Zellmer. Er sagte, es sei auch möglich, dass Škoda Auto auf dem chinesischen Markt bleibt, aber die Produktion in seinem chinesischen Werk einstellt. Indien gehöre zu den vielversprechenden asiatischen Märkten für den Automobilhersteller, so Zellmer.
Die Aussichten auf dem russischen Markt seien sehr ungewiss, ergänzte Zellmer. Škoda Auto und der gesamte Volkswagen-Konzern haben nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine den Verkauf und die Produktion eingestellt. Russland war im Jahr 2021 mit 90.000 verkauften Fahrzeugen der zweitgrößte Markt für Škoda Auto. Zellmer schätzte die finanziellen Verluste aufgrund des Rückzugs, bezogen auf das diesjährige Betriebsergebnis mit rund 500 Millionen Euro (12,5 Mrd. Kronen), ein.
Der Leiter der Unternehmenskommunikation von Škoda Auto, Tomáš Kotera, erklärte gegenüber der ČTK, dass der Automobilhersteller seine Position auf den internationalen Märkten kontinuierlich überprüft und seine Geschäftsstrategien an die lokalen Entwicklungen anpasst.
"Zu diesem Zweck führen wir regelmäßig konstruktive Gespräche mit unserem Joint-Venture-Partner SAIC Volkswagen, um herauszufinden, wie wir die Marke vor dem Hintergrund des Wandels Chinas bis hin zur Elektromobilität am besten auf dem chinesischen Markt positionieren können", so Kotera. Er sagte auch, es seien noch keine Entscheidungen über mögliche Änderungen auf dem chinesischen Markt getroffen worden.
Ein möglicher Rückzug aus dem chinesischen Markt hätte keine fatalen Auswirkungen auf das Unternehmen, sagte Radek Špicar, Vizepräsident des Industrieverbands der Tschechischen Republik (SP ČR), im Fernsehsender Prima TV. Er betonte jedoch, dass es für den Automobilhersteller notwendig sei, seine Position auf anderen und neuen Märkten zu stärken. "Ich denke, das ist auch, was Škoda tut", betonte Špicar.
Nach Ansicht des Chefökonomen der Trinity Bank, Lukáš Kovanda, ist dies ein Zeichen dafür, dass Škoda Auto nicht in der Lage sei, sich im globalen Wettbewerb zu behaupten und den Anschluss an neue Trends zu finden. Kurzfristig wird der Rückzug aus China seiner Meinung nach keine nennenswerten Auswirkungen haben, aber langfristig warnt Kovanda vor einer großen Bedrohung für die Beschäftigung in den heimischen Fabriken des Automobilherstellers.
China ist einer der wichtigsten Märkte für den Autobauer aus Mladá Boleslav, doch der Absatz dort ist seit 2019 stark rückläufig. Laut Geschäftsbericht verkaufte Škoda Auto im vergangenen Jahr 71.000 Fahrzeuge in China, seinem viertgrößten Markt nach Deutschland, Russland und der Tschechischen Republik, was einem Rückgang von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. China war in den Jahren 2018 und 2019 der größte Markt für Skoda Auto. Im Jahr 2018 wurden dort rund 341.000 Fahrzeuge verkauft, im Jahr 2019 nur mehr rund 282.000. Auch die Covid-19-Pandemie hat zu diesem Rückgang beigetragen.
Im September hat sich der Absatz des Autobauers aus Mladá Boleslav in China im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar um ein Drittel verbessert, die Entwicklung in den ersten drei Quartalen blieb jedoch negativ. Von Januar bis Ende September verkaufte der Autohersteller in dem asiatischen Land 31 Prozent weniger Fahrzeuge als im gleichen Zeitraum 2021, während sich der Absatz in Indien im gleichen Zeitraum fast verdoppelte. Dort verkaufte Škoda Auto von Januar bis Ende September 38.300 Fahrzeuge, 2.000 mehr als in China.
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