Das Urteil im Schauprozess von 1976 gegen den Sänger der Underground-Band "Plastic People of the Universe" (PPU), Josef "Pepa" Janíček, gilt als Auslöser für die Entstehung der Charta 77 im darauffolgenden Jahr. Die Band verweigerte sich konsequent den staatlichen Auflagen und spielte ohne Rücksicht auf die Zensurbehörden ihre eigenen Songtexte. 1976 wurde die Band verboten und ihre Mitglieder nach einem Konzert in Bojanovice (Bojanowitz) bei Prag verhaftet. Janíček verbüßte eine halbjährige Haftstrafe. Am 12. Oktober 2023 wurde er vom zuständigen Bezirksgericht Prag-West rehabilitiert.
Josef "Pepa" Janíček
Bild: Michal Klajban – Vlastní dílo, CC BY-SA 3.0
Das Bezirksgericht Prag-West hat entschieden, dass die Inhaftierung Janíčeks rechtswidrig war. Die vorsitzende Richterin Kamila Lamrová erklärte, Janíček habe dem tschechischen Untergrund angehört und sei vom kommunistischen totalitären Regime verfolgt worden. Sein Anwalt Lubomír Müller zeigte sich über die Rehabilitierung seines Mandanten höchst erfreut. "Es ist eine moralische Genugtuung zu zeigen, dass der Mann unschuldig im Gefängnis saß", sagte Müller nach der Gerichtsverhandlung.
Janíček, damals Leadsänger der Plastic People, wurde zusammen mit anderen Musikern nach einem Untergrundkonzert in Bojanovice von den Sicherheitskräften verhaftet. Die Staatsanwaltschaft erhob daraufhin Anklage gegen dreizehn Personen.
"Das Wichtigste, was sie störte, war, dass wir uns frei fühlten und die Leute, die zu den Konzerten kamen, auch", erklärte Janíček den Grund für das harte Durchgreifen des kommunistischen Regimes gegen den Untergrund.
Der Prozess gegen die "Plastic People of the Universe", in Tschechien auch bekannt als der "Plastik"-Prozess, war ein fingierter politischer Prozess gegen die Band als einer der bekanntesten Protagonisten des tschechoslowakischen Untergrundes. Die Angeklagten wurden nach §202 ("Erregung öffentlichen Ärgernisses") verurteilt.
Die Plastic People wurden im September 1968, einen Monat nach der Niederschlagung des Prager Frühlings, gegründet. Josef Janíček war unter des Mitgliedern der ersten Stunde. Die Musik der Gruppe war stark von Frank Zappa, aber auch von The Velvet Underground und den Doors beeinflusst. Die Band drückte mit ihren Texten eine Haltung der Gegenkultur aus, machte in ihren Liedern aber keine expliziten politischen Aussagen. 1970 wurde den Bandmitgliedern die Lizenz als Musiker entzogen - sie durften zwar auftreten, jedoch kein Geld mit ihrer Musik verdienen. Dennoch wurden die Plastic People, vor allem bei den Jugendlichen, immer populärer. 1976 reagierte das Regime mit dem Verbot und den anschließenden Prozessen.
Die Schauprozesse führte einen großen Teil der Regimekritiker in der Tschechoslowakei zusammen. Als Reaktion auf die Urteile der Politjustiz kam es zur Entstehung der Charta 77. In deren Manifest wurde auf "Prozesse gegen junge Musiker" Bezug genommen.
Der erste Staatspräsident der Tschechoslowakei dach der Wende und erste Präsident der Tschechischen Republik, Václav Havel, war großer Fan der Plastic People of The Universe. 1998 gab die Band anlässlich des Staatsbesuchs Havels bei Bill Clinton in Washington ein Konzert im Weißen Haus. 2006 traten die Plastic People anlässlich des 70. Geburtstages Havels im Berliner Festspielhaus auf.
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