In der gegenwärtigen ungünstigen finanziellen Situation ist das Leben in einem gemieteten Haus rentabler als die Abzahlung einer Hypothek für ein Eigenheim. Mehr als die Hälfte der Mieter wollen aber trotzdem ein Eigenheim, aber fast zwei Drittel können sich es derzeit nicht leisten. Im Durchschnitt braucht man in Tschechien fast 15 Jahresgehälter, um eine Wohnung zu kaufen, dadurch kommt es zu einem unfreiwilligen Anstieg des Interesses an Mietwohnungen. Dies ist das Ergebnis einer von Česká spořitelna, Europe in Data und dem Institut für Soziologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (AV ČR) durchgeführten Umfrage, deren Ergebnisse am 28. Juni der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Umfrage wurde im Mai dieses Jahres unter 2.000 Befragten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt.
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"Die durchschnittliche Höhe kürzlich aufgenommener Darlehen beträgt 2,7 Mio. CZK (114 Tsd. Euro). Am beliebtesten sind Wohbaudarlehen mit einer Kreditlaufzeit von 27 Jahren", sagt Petra Skrbková, Leiterin des Teams Wohnungswesen der Česká spořitelna. Laut der Umfrage zahlt derzeit jeder vierte Tscheche eine Hypothek ab.
In Tschechien leben nur 22 Prozent der Bevölkerung in Mietwohnungen, was laut Tomáš Carba vom Verband für Mietwohnungen (ANB) großteils unfreiwillig geschieht, weil aufgrund hoher Hypothekendarlehen und der Inflation keine eigene Wohnung leistbar ist. "In der Tschechischen Republik hat das Interesse an Mietwohnungen im letzten Jahr deutlich zugenommen. In Fachkreisen wird sogar schon von einer Renaissance des Mietwohnungsbaus gesprochen", so Carba.
Wohnungsnot und Leistbarkeit verschärfen das Wohnungsproblem
Nach Ansicht von Experten hat sich die Leistbarbarkeit von Wohnraum in den letzten Jahren erheblich verschärft. Laut Carba gibt es derzeit mehr als 150 000 Menschen, die eine Wohnung benötigen und die derzeitige Wohnungsnot verschärft das Problem noch.
Für mehr als die Hälfte der Tschechen stellen die Wohnkosten eine große Belastung des Familienbudgets dar, für ein Zehntel sogar eine sehr große. "Für fast 40 Prozent der Bevölkerung hat sich die Situation im Vergleich zu vor zwei Jahren, vor der Energiekrise und der Zeit der hohen Inflation, deutlich verschlechtert. Damals stellten die Wohnkosten nur für ein Drittel der Tschechen eine große Belastung dar", sagte Kamila Fialová vom Institut für Soziologie der AV ČR.
Nach den jüngsten Eurostat-Daten leben 78 Prozent aller Tschechen in ihrem eigenen Haus, ein Wert der 10 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegt. "Die Eigentumsanteile werden unter anderem durch die Struktur des Wohnraums und die demografische Entwicklung beeinflusst. In Ländern mit einem höheren Anteil an ländlicher Bevölkerung ist der Anteil der Haushalte, die in einem eigenen Haus leben, tendenziell höher. Umgekehrt gibt es in Ländern, in denen mehr Menschen in Großstädten leben, oft einen höheren Anteil an Mietwohnungen", so Fialová weiter.
Trotz der ungünstigen finanziellen Lage in der Tschechischen Republik sind 90 Prozent der Tschechen mit der Qualität und Größe ihrer Wohnung zufrieden.
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