Die Tschechische Republik wird mit Frankreich zusammenarbeiten, um gemeinsame Projekte im Bereich der Kernenergie zu finanzieren. Dies ist in einem neuen Abkommen zwischen der tschechischen Technologieagentur und der französischen Nationalen Forschungsagentur vorgesehen. Das gaben der tschechische Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela und die französische Ministerin für Energiewende Agnès Pannier-Runacher auf einer Pressekonferenz bekannt. Die beiden Länder wollen auch weiterhin kooperieren, um geeignete Bedingungen für die Entwicklung der Kernenergie in der EU zu fördern.
Bild: Brandon Style/Unsplash
Das Hauptthema des Ministertreffens war die Energiewende in Europa und die Rolle der Kernenergie bei der Dekarbonisierung des Energiesektors und der Gewährleistung der Energiesicherheit. Im Rahmen des Treffens wurde auch ein Kooperationsabkommen zwischen den Agenturen unterzeichnet, das Einrichtungen aus beiden Ländern ermöglicht, Finanzmittel für Projekte zur Entwicklung der Kernenergie zu beantragen.
Im Zusammenhang mit dem Treffen erinnerte der tschechische Minister daran, dass 2024 für den heimischen Kernenergiesektor ein bahnbrechendes Jahr sein wird, da Entscheidungen über den Lieferanten des neuen Kernkraftwerks Dukovany sowie über die Anzahl neuer Kernkraftwerke getroffen werden. "Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht auf die Unterstützung Frankreichs zählen können", sagte Síkela.
Die Minister erinnerten daran, dass beide Länder Mitglieder der Nuklearen Allianz sind, der 14 EU-Länder angehören. Ziel sei es, die Voraussetzungen für die Entwicklung der Kernenergie in Europa zu schaffen, und zwar in gleichem Maße wie bei anderen emissionsarmen Energiequellen. Síkela unterstützte auch einen Vorschlag zur Schaffung einer Industrieallianz, um die Entwicklung und den Einsatz kleiner und mittlerer modularer Reaktoren zu beschleunigen.
Frankreich hat den größten Anteil an der Kernenergie in Europa und ist auch in der Tschechischen Republik aktiv. Das französische Unternehmen Framatome ist der Lieferant von Kernbrennstoff für das Kernkraftwerk Temelín. Das französische Unternehmen EDF ist neben dem nordamerikanischen Unternehmen Westinghouse und dem koreanischen Unternehmen KHNP einer der Bieter für den Bau des neuen Blocks in Dukovany.
Anmerkung der Redaktion:
Dass sich halb Europa nun auf die Atomenergie stürzt, kann man beurteilen wie man will. Fakt ist jedoch, dass im Moment die Durchführung der vielen gleichzeitig geplanten Projekte am mangelnden Fachpersonal scheitern wird. Derzeit haben neben Frankreich und Tschechien auch Polen, Estland, die Türkei, Schweden, Rumänien, Niederlande und Finnland Atomkraftwerke in Planung. Ein Teil davon sollen Mini-Atomkraftwerke werden, was auch schwer nachvollziehbar ist, weil erst im vorigen Jahr der Bau des ersten Mini-Atomkraftwerks in Idaho gestoppt wurde, weil es sich als unrentabel erwies. Jedenfalls ist davon auszugehen, dass die Konkurrenzsituation und die unabsehbaren Aufwände bei den Mini-Kraftwerken, sich auf die kalkulierten Gesamtkosten auswirken wird, und die Gefahr, vor allem für finanzschwächere Länder besteht, dass der Ausbau der Atomenergie in einem finanziellen Desaster endet. Dazu kommt noch das Entsorgungsproblem, das im Moment kaum diskutiert wird.
Werbung/Inzerce
Deutschsprachige News aus Tschechien alle 14 Tage kostenlos in Ihrer Mailbox!