Tschechien beabsichtigt die Anschaffung von drei neuen Supercomputern, da die derzeit betriebenen bereits bis 2027 ausreserviert sind. Dabei handelt es sich um äußerst leistungsstarke Mainframe-Maschinen die meist mit Chips von Nvidia, AMD, oder Intel bestückt sind. Eingesetzt werden die "Superhirne" für anspruchsvolle Berechnungen, für künstliche Intelligenz, Arzneimittelforschung und die Simulation chemischer und physikalischer Prozesse. Eines der Hauptforschungsprojekte soll der Kampf gegen Alzheimer und anderer Hirnerkrankungen sein, berichtete das tschechische Wirtschaftsmagazin e15.
Supercomputer Karolina
Bild: IT4Innovations National Supercomputing Center VŠB TU Ostrava
Die neuen Computer werden wie die bereits bestehenden vom Computerzentrum der Technischen Universität Ostrau betrieben werden. Ein Grund für die Anschaffung ist das explosionsartige angestiegene Interesse an KI. Die schnellste Maschine in Ostrau (Ostrava), Karolina, enthält 576 Nvidia-A100-Beschleuniger (einer kostet etwa eine halbe Million Kronen / 19.990 Euro), die für die KI-Verarbeitung eingesetzt werden. "Wir haben die Situation ein wenig unterschätzt, wir hätten mehr Beschleuniger von Nvidia nehmen sollen. Aber wir haben Karolina angeschafft, bevor OpenAI und ChatGPT aufkam", sagte Vit Vondrák, CEO von IT4Innovations, gegenüber e15.
Finnischer Supercomputer LUMI im Visier
Großes Interesse besteht an dem finnischen Supercomputer LUMI. Der Supercomputer wird vom LUMI-Konsortium betrieben. Die Länder des LUMI-Konsortiums (Large Unified Modern Infrastructure) sind Finnland, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Island, die Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden und die Schweiz.
LUMI ist der leistungsstärkste Computer in Europa und der fünftstärkste der Welt. In dem Hochleistungsrechner sind 12.000 Beschleuniger von AMD, einem direkten Konkurrenten von Nvidia integriert. Er kostete 240 Millionen Euro, etwa sechs Milliarden Kronen. LUMI bereitet sich aber bereits auf den Kauf einer neuen Supercomputergeneration vor. Allein die finnische Regierung will dafür 250 Millionen Euro zur Verfügung stellen, mit zusätzlicher Finanzierung durch die Europäische Kommission und anderer Konsortiumsmitglieder. Die endgültigen Kosten könnten sich auf bis zu 600 Millionen Euro, also über 15 Milliarden Kronen belaufen. Der Leistungssprung zwischen den Generationen wird voraussichtlich enorm sein. Die Inbetriebnahme wird für das Jahr 2027 erwartet.
Tschechien wird sich möglicherweise daran beteiligen, allerdings steht noch nicht fest in welcher Höhe. "Wir haben fünf Millionen Euro für den ersten LUMI geschickt. In Anbetracht der Größe des neuen Supercomputers ist das aber nicht genug. 10 bis 15 Millionen Euro wären ideal", rechnete Vondrák gegenüber e15 vor.
Quantencomputer für die Uni in Ostrau
Zu den geplanten zwei neuen Großrechner in Ostrau soll auf jeden Fall ein weiterer hinzukommen. INDRC, eine in Prag ansässige Organisation, die sich auf die Erforschung neurodegenerativer Krankheiten konzentriert, bereitet das CLARA-Projekt vor, das künstliche Intelligenz mittels einen Supercomputer zur Bekämpfung von Hirnerkrankungen wie Alzheimer einsetzen will. Andere Mitglieder, darunter das Pariser Brain Institute, sind ebenfalls an dem Projekt beteiligt.
Ostrau wurde als Standort ausgewählt, den revolutionären Quantencomputer zu betreiben. Quantencomputer sind in der Lage herkömmliche digitale Maschinen bei bestimmten Berechnungen um ein Vielfaches zu übertreffen. Die Europäische Kommission prüft derzeit die Ausschreibung. Die Kombination aus künstlicher Intelligenz, einem Supercomputer und einem Quantencomputer soll für die Erforschung von Simulationen von Vorgängen im Gehirn eingesetzt werden.
Quelle: e15
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