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17 Jan
Die Prager Börse hängt in den Seilen. Geplante Regierungsmaßnahmen könnten zum endgültigen K. o. führen

Das Überleben der Prager Börse hängt vom Eingreifen der Politiker in den halbstaatlichen Energiekonzern ČEZ ab, sagte Petr Koblic, der Vorstandsvorsitzende der Börse, in einem Interview mit Bloomberg. Der Umsatz des Hauptindex PX ist seit seinem Höchststand im Jahr 2007 bis Ende letzten Jahres um 87 Prozent gesunken. ČEZ ist das größte börsennotierte Unternehmen im östlichen Teil der EU. Sein Marktwert beträgt rund 514 Mrd. Kronen (20,7 Mrd. Euro). "Die tschechische Regierung versucht, die staatliche Kontrolle des Energiesektors zu verstärken. Sie hat sich jedoch zu ihren Plänen nur vage geäußert, aber es besteht die Gefahr, dass das Energieunternehmen aufgespaltet und ein Teil davon vom Markt genommen wird", befürchtete Koblic.

Symbolbild: Chris Liverani/Unsplash

Nach dem Abklingen der Energiekrise habe der Staat keinen Grund mehr, ČEZ oder Teile davon vom Markt zu nehmen, sagte Koblic. Er forderte die Regierung auf, nicht weitere Kraftwerke zu verstaatlichen, und einen Teil des 70-prozentigen Anteils an ČEZ zu verkaufen, um das Haushaltsdefizit zu verringern und den Börsenhandel zu beleben.

Ohne ČEZ-Aktien, so Koblic, würde die Prager Börse wahrscheinlich aus den Indizes der Schwellenländer gestrichen und als weniger entwickelter Peripheriemarkt neu eingestuft werden, was einen Abfluss von -zig Milliarden Euro zur Folge hätte.

"Die ganze Debatte darüber, ob die Regierung die Minderheitsanteile von ČEZ aufkaufen sollte, war völlig fehlgeleitet", sagte Koblic. "Das schlimmste Szenario, mit dem der Markt jetzt konfrontiert ist, ist eine Art Aufspaltung, bei der ein Teil von ČEZ an der Börse bleiben würde, möglicherweise mit einem viel höheren Volumen an frei gehandelten Aktien, während der andere Teil von der Börse genommen würde", sagte er.

Viele renommierte Unternehmen verließen bereits die Prager Börse
An der Prager Börse sind in den letzten Jahren mehrere Unternehmen ausgestiegen, darunter der Arzneimittelhersteller Zentiva, der Telekommunikationskonzern O2, das Bergbauunternehmen New World Resources (NWR) und der Fernsehsender Central European Media Enterprises (CME). Um den Rückgang zu verlangsamen, wurde die Plattform Start für kleine Unternehmen ins Leben gerufen, die seit 2018 bereits 15 Börsengänge lukrieren konnte. Ein Unternehmen (Gevorkyan) hat es bereits an den Hauptmarkt geschafft, und weitere Unternehmen sind auf dem Sprung dorthin. Koblic hofft, dass diese Entwicklung mehr StartUps zu einem Börsengang ermutigen wird. Seiner Meinung nach sollte die Regierung aus strategischen Gründen auch einen Börsengang des internationalen Flughafens Prag in Erwägung ziehen, und dabei die Mehrheitsbeteiligung behalten.

Unentschlossene Regierung gefährdet den tschechischen Aktienmarkt

"Es wird immer wieder kolportiert, dass die Regierung den Kapitalmarkt stärken könnte, indem sie mehr Vermögenswerte an die Börse bringt", sagte Koblic. "Aber außer dem Rest von ČEZ und dem Flughafen haben sie nicht viel zu bieten", fügte er hinzu.
Aufgrund von Spekulationen über verschiedene Sanierungsoptionen und deren potenzielle Auswirkungen auf Investoren und den Aktienmarkt unterlag die ČEZ-Aktie seit Mitte 2022 stärkeren Schwankungen als andere Unternehmen. Die Aktien des Energieunternehmens fielen von ihrem 15-Jahres-Hoch des vergangenen Jahres um rund 20 Prozent.

Börsenentwicklung bedenklich

Die Prager Börse verzeichnete seit 2007 einen Rückgang von 87 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg beispielsweise der US-Index S&P 500 um 24 Prozent und der Hauptindex des Nachbarn, der polnischen Börse, um 76 Prozent.

Quelle: ČTK


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