Als Grund nennt das niederländische Unternehmen Vorschriften der Europäischen Union, dass die Informationspflicht (Key Information Documents, KID) über die angebotenen Fonds in tschechischer Sprache erfolgen muss, was bei vielen Anbietern nicht der Fall ist. Die tschechischen Anleger wurden von dieser neuen Regelung, die ohne vorherige Warnung oder Ankündigung erfolgte, völlig überrumpelt, berichtete das Wirtschaftsmagazin E15.
Bild: 123site/Markus Spiske/Unsplash
"Wir möchten Sie über die jüngsten Änderungen in Bezug auf ETF und Fonds informieren. Aufgrund von Änderungen in der PRIIPs-Verordnung (verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger und Versicherungen) wird es nicht mehr möglich sein, bestimmte von Ihnen gehaltene Fonds zu kaufen, bis der Emittent die erforderlichen Unterlagen vorgelegt hat", hieß in einer Mitteilung von Degiro an die betroffenen Kunden. Anleger, die bereits im Besitz der fraglichen ETF sind, können diese aber weiterhin besitzen oder verkaufen. Zukäufe sind jedoch derzeit nicht mehr möglich.
Viele Kunden von Degiro investieren in die Fonds als Teil ihrer regelmäßigen Anlagen und erweitern ihr Portfolio in der Regel einmal im Monat. Den Anlegern bleibt im Moment nur die Möglichkeit, auf anderen Fonds umzusteigen, die die geforderten Kriterien erfüllen. "Das ist sehr ärgerlich und ich bin genauso überrascht wie ihr alle", schrieb Jakub Dvořák, Autor des beliebten Podcasts Rozbité prasátko, auf Twitter. Er und andere tschechische Investoren sind verärgert darüber, dass die Maßnahme ohne jede Vorwarnung kam. "Das ist eine dumme Sache, die hoffentlich bald gelöst wird." Laut den Diskussionen im sozialen Netzwerk Reddit betrifft das Problem auch Kunden in anderen Ländern - zum Beispiel Griechenland.
Komischerweise können tschechische Kleinanleger, aber auch Kunden von anderen europäischen Ländern viele ETF von so renommierten Investmentgesellschaften wie iShares (BlackRock) oder Vanguard gar nicht kaufen. Möglicherweise gibt es aber auch andere Hintergründe für diese umstrittene Maßnahme.
"Für mich ist dieses Szenario wahrscheinlich eine Folge einer Entscheidung der Compliance-Abteilung von Degiro, die zum Beispiel einen Ansatz für eine Änderung bei der Aufsichtsbehörde des Heimatlandes von Degiro widerspiegeln könnte", kommentierte Martin Hobza, ein niederländischer Makler, der sich auf Finanzmarktdienstleistungen konzentriert. Seiner Meinung nach hat der Schritt nichts mit einer Änderung der Gesetzgebung zu tun. "Die Verordnung ist in dieser Hinsicht seit langem unverändert", bemerkte er und fügte hinzu, dass er auch in dem Dokument mit Fragen und Antworten der europäischen Aufsichtsbehörde ESMA keine Änderung festgestellt habe.
Quelle: E 15
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