Das "Kleine Mehrin", das vorläufige Mährisch-Jüdische Museum, wurde in Brünn eröffnet. Bis der vom japanischen Architekten Kengo Kuma entworfene Neubau auf dem bestehenden Parkplatz vor dem Grand Hotel nahe des Hauptbahnhofes errichtet wird, ist die kulturelle und pädagogische Gedächtnisinstitution in den Räumlichkeiten eines Hauses in der Wiener Straße (Vídeňská) untergebracht. Das Museum wurde am 28. Februar mit der Ausstellung "Träger der Erinnerung" eröffnet, die die Geschichte der mährischen Juden anhand authentischer Gegenstände zeigt. Im Kleinen Mehrin sollen auch Gespräche, Vorträge oder ein Programm für Kinder angeboten werden.
Bild: Malý Mehrin
Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Juden in Mähren von der Gründung der Tschechoslowakei bis zum heutigen Tag. Sie ist mit Dokumenten und Gegenständen illustriert, zu denen die individuellen Geschichten der Menschen in Beziehung stehen. "Es gibt auch das, was üblicherweise in jüdischen Museen gezeigt wird, d.h. rituelle Gegenstände, aber es gibt auch viele persönliche Gegenstände, antijüdische Propaganda, die das Stereotyp geprägt hat, mit dem die jüdische Geschichte heute wahrgenommen wird", sagte Martin Šmok, Autor der Ausstellung.
Die Historikerin Tat'ána Klementová sagte, dass die Experten auf der Suche nach der Geschichte der mährischen Juden immer ins Ausland gehen müssen. "Das liegt an den politischen Entwicklungen in den böhmischen Ländern im 20. Jahrhundert. Wenn uns jemand etwas über Mähren erzählen kann, abgesehen von Archivquellen, historischen Dokumenten und Interviews, dann sind es die Nachkommen mährischer Familien, die in der Regel im Ausland leben", sagte sie. Allerdings weiß die Historikerin nicht, wie viele Juden in Mähren lebten. "Das macht die Sache umso schwieriger. Wir wissen, dass diese Familien am Leben sind, dass sie sich für ihre eigene Geschichte interessieren, und oft suchen sie sogar selbst danach. Es ist ein Gebiet, auf dem noch viel zu tun ist", so Klementová.
Museumsbau gegenüber dem Grandhotel
Der Standort des "Kleinen Mehrins" ist ein vorübergehender, denn der Bau des endgültigen Mährisch-Jüdischen Museums ist auf der derzeit als Parkplatz genutzten Fläche gegenüber dem Grandhotel vorgesehen.
Siegerprojekt des japanischen Architekten Kengo Kuma
Bild: Facebook/Mehrin - Moravské židovské muzeum
Das neue Museum, das später im Stadtzentrum vor dem Grandhotel gebaut werden soll, soll interaktiv sein. "Wir glauben, dass es ein Ort sein wird, an den die Menschen zurückkehren werden, dass es eine Art lebendiger Organismus sein wird, kein Museum, in das man alle fünf Jahre einmal kommt und dann 'weggeblasen' wird, sondern dass es ein bisschen lebendig sein wird, was dem Standort des Museums entspricht", hofft Klementová.
Laut der Historikerin ist das kleine Mehrin eine Art Test, bei dem sie in kleinerem Rahmen ausprobiert werden soll, was später im neuen Museum in größerem Rahmen passiert. "Der Raum (im Kleinen Mehrin) ist vorerst begrenzt, aber gleichzeitig sehr ausreichend, um ein interessiertes Publikum aufzubauen, das immer wieder kommen wird", fügt sie hinzu.
Video: YouTube/Mehrin - Moravské židovské muzeum
Links:
Mährisch-Jüdisches Museum Mehrin (deutsch): https://de.mehrin.cz/
"Kleines Mehrin" (engl.): https://malymehrin.cz/en/
Werbung/Inzerce