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Wirtschaftsbeziehungen Tschechien-Österreich: Update 2023

Verfasser: Außenwirtschaftscenter Prag, WKO Austria

Wirtschaftskennzahlen AT-CZ


20222023 (Prognose)
Reales BIP-Wachstum CZ+7,4%-0,7%
Inflation CZ (Jahresschnitt)+15,1%+10,9%
Leitzinsen CZ7,00%7,00%
Arbeitslosigkeit CZ2,7%2,7% (05/2023)
Exporte AT7,11 Mrd. € (+17,9%)3,03 Mrd. € (+0,3%, 05/2023)
Importe AT9,76 Mrd. € (+25,7%)3,79 Mrd. € (-3,3%, 05/2023)


Wirtschaftslage Tschechiens

Die CZ-Wirtschaft soll 2023 um -0,2 % schrumpfen, stärker als bisher prognostiziert. Negativ wirkten sich die deutlich geringeren Konsumausgaben aus, positiv hingegen die Ausgaben staatlicher Institutionen (z.B. Infrastruktur-projekte). Ein Fragezeichen steht hinter der Auslandsnachfrage, da Deutschland als CZ-Hauptexportmarkt deutlich schwächelt. Experten gehen davon aus, dass die CZ-Wirtschaft erst wieder 2024 um + 2,3 % wächst.

Die CZ-Arbeitslosigkeit beträgt lt. Eurostat 2,7 %, die zweitniedrigste in der EU. Die leichte Zunahme von Juni auf Juli hat aber nur saisonale Gründe (Schulabgänger, Ende einiger saisonaler Jobs), es ändert sich nichts an der angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Die CZ-Arbeitgeber halten trotz einer stagnierenden Wirtschaft / Nachfrage an den vorhandenen Arbeitskräften fest. Wenn die Konjunktur wieder anzieht, würden die entlassenen Arbeitnehmer fehlen, ihre Wiedereinstellung wäre mit viel Administration verbunden, und die dann geforderten Löhne wären wahrscheinlich höher als die jetzigen. Die Zahl der offenen Stellen ist immer noch höher als jene der Arbeitssuchenden. Auf eine offene Stelle kommen im Durchschnitt etwa 0,9 Arbeitsuchende.

Laut einer jüngsten Umfrage der Bank ČSOB für die Tageszeitung Pravo meinen 2/3 der Firmenvertreter, dass der Zuzug von ausländischen Arbeitskräften die einzige Lösung des Arbeitskräftemangels ist. Mehr als die Hälfte der Firmen will höhere Quoten für Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern. Arbeits- und Sozialminister Marian Jurečka (KDU-ČSL) sagte, dass die durchschnittliche Zuwanderung aus der Zeit vor dem Krieg in der Ukraine verdoppelt werden müsste. Die Zuwanderung aus sicheren Ländern müsse bis 2030 auf 70.000 / Jahr erhöht werden. Das Ministerium arbeite bereits seit Monaten zusammen mit dem Innen- und Außenministerium an der Einführung eines Punktesystems für die Arbeitsmigration. Insgesamt arbeiten in CZ über 900.000 ausländische Arbeitskräfte, dreimal mehr als vor zehn Jahren. Knapp die Hälfte ist aus der EU. Die meisten ausländischen Arbeitskräfte sind: Ukrainer (256.052), Slowaken (210.486), Polen (48.790) und Rumänen (45.775). Auch Wirtschaftskammer und der Industrie- und Verkehrsverband appellieren an die Regierung, die Quoten zu erhöhen. Seit November 2022 können CZ-Firmen Arbeitskräfte aus Armenien, Georgien und Nordmazedonien beschäftigten. Es wurden auch die Quoten für Arbeitskräfte aus Moldawien und den Philippinen (3.000 pro Jahr) erhöht.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juli im Jahresvergleich um +8,8 %, damit wies CZ die fünfthöchste Inflationsrate in der OECD (nach Türkei, Ungarn, Polen, Slowakei), und die vierthöchste in der EU auf. Trotz eines deutlichen Preisrückgangs bei Lebensmitteln und (temporär) bei Treibstoffen könnte sich die Inflation als hartnäckig erweisen, da im Juli 2023 wieder ein Inflationsanstieg um +0,5 % zu verzeichnen war. Prognosen für 2023 sagen eine Jahres-Durchschnittsinflation von +10,9 % voraus.

Die CZ-Nationalbank (ČNB) hat im Juni 2022 den Leitzins auf 7,00 % angehoben und dürfte diesen bis gegen Jahresende 2023 konstant halten.Zusätzlich hat die ČNB den Wechselkurs der CZK bis vor kurzem konstant stark gehalten (Stützungskäufe), um die importierte Inflation in Griff zu bekommen.

Besondere Entwicklungen

Die rückläufige Neuvergabe von Wohnbaukrediten ist auch in CZ ein großes Thema, Die Tschechische Nationalbank hat daher per 1. Juli 2023 die bisherige Schuldendienstquote für Kreditnehmer aufgehoben und auf eine moderate Gesamtverschuldensquote (DTI) der Haushalte umgestellt. Sie begründet ihr Vorgehen damit, dass das Gesamtvolumen bei Wohnbaukrediten stark rückläufig ist, die Transaktionspreise für Wohnimmobilien sich abschwächten und das Wirtschaftswachstum insgesamt stark rückläufig ist. Darüber hinaus hatte das Umfeld mit hoher Inflation, hohen Zinssätzen und gestiegenen Lebenshaltungskosten keine negativen Auswirkungen auf die Kreditausfälle.

Energie - Die Staatsfirma Mero hat ein Abkommen mit dem Konsortium jener Firmen, die die Ölpipeline TAL betreiben, über die Erweiterung der Kapazitäten geschlossen. Ab 2025 soll die Kapazität des Öltransports aus Italien nach CZ um vier Millionen Tonnen pro Jahr auf mögliche acht Millionen Tonnen steigen. Damit könnte der Bedarf in CZ gedeckt und die Abhängigkeit von russischem Öl beendet werden. Das Projekt TAL-Plus soll bereits Ende 2024 fertig sein, noch bevor das Verbot des Imports von russischem Öl in Kraft tritt.

Angeblich plant die Regierung die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 170 Mrd. CZK (7,2 Mrd. Euro) aus der EU-Recovery and Resilience Facility. Das Geld soll vor allem für Investitionen in die Energiesicherheit, z.B. die Erhöhung der Kapazitäten der Ölpipeline TAL oder den Bau der Tschechisch-polnischen Gaspipeline Stork 2 verwendet werden.

2023 nimmt CZ voraussichtlich CZK 64,5 Mrd. (2,6 Mrd. Euro) an Steuern aus unerwarteten Gewinnen (Windfall-Tax) und auf übermäßige Gewinne aus der Stromerzeugung ein. Finanzminister Zbyněk Stanjura (ODS) sprach davon, dass die windfall tax, die eigentlich für drei Jahre gelten sollte, am Ende des Jahres wieder abgeschafft werden könnte, weil auch die Deckelung der Energiepreise durch den Staat auslaufen solle. Darüber herrscht in der Koalition aber keine Einigkeit.

Budgetkonsolidierung - Die Staatsschulden Tschechiens sind im Jahr 2022 auf den Rekordwert von knapp 2,9 Billionen CZK (120 Mrd. Euro) gestiegen (ca. 43% des BIP). Der Staatshaushalt für 2023 rechnet mit einem Defizit von 295 Mrd. CZK (12,2 Mrd. Euro).Die Regierung will in diesem Jahr Einsparungen in Höhe von 94 Mrd. CZK und nach zwei Jahren 148 Mrd. CZK erzielen. Das Sparpaket enthält 58 Maßnahmen. Der Gesetzestext wurde im Laufe des Junis von der Regierung genehmigt und über den Sommer bis in den Herbst diskutiert. Das Paket soll ab dem 1. Januar 2024 in Krafttreten.



Interessante Links:

Advantage Austria - Österreich in der Tschechischen Republik

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Aktualisierte Wirtschaftsberichte Tschechische Republik des Außenwirtschaftscenter Prag der WKO als PDF-Dokument finden Sie hier: Download


Vorschaubild: 123site/Pixabay


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